Wilde Elefanten im Wandschrank - Ein ROMAN über die Liebe

von: Elfriede Istrefi

Verlag DeBehr, 2017

ISBN: 9783957533852 , 266 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Wilde Elefanten im Wandschrank - Ein ROMAN über die Liebe


 

Flay, eine lebenslustige Frau mit sehr viel Humor, meinte, nach der Paarung sollte man(n) sich wieder trennen, jeder seine eigenen Wege gehen, wie in der Tierwelt. „Aber da wir ja von diesem sogenannten Geld abhängig sind, besonders wenn man Junge hat, braucht das menschliche Weibchen das menschliche Männchen. Ich brauche definitiv noch mein Männchen für meine zwei jungen Männchen und mein junges Weibchen.“ Evita, die gerade einen Schluck von ihrem Erdbeer-Milchshake durch den Strohhalm in sich einsaugen wollte, lachte sich an der Eisdiele, vor der sie draußen saßen, darüber kaputt. „Aber du hast recht, Flay, ich bin froh, dass ich kein Männchen an meiner Seite und auch keine Jungen habe, ich habe auch nicht vor, das zu ändern.“

„Recht hast du, Evita.“ Flay zog mit dem Strohhalm den letzten Tropfen Latte macchiato aus ihrem Glas, was ein ziemlich lautes Geräusch verursachte, sodass sich viele Köpfe nach ihr umdrehten, was Flay aber nicht störte. Sie winkte dem mittelgroßen, glatzköpfigen, durchtrainierten Kellner, der ganz nach ihrem Geschmack war, zu, zahlte und ging mit der bestgelaunten Evita noch durch die Stadt. Anschließend musste Flay für ihr „Rudel“, wie sie es nannte, einkaufen.

Evita, die 195 cm groß war und somit zu groß für die Männerwelt, aber großen Erfolg als Model bei einer Agentur in Köln feierte, war glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Sie hatte etliche Beziehungen hinter sich gelassen und stellte auch fest, dass Männer und Frauen nicht zusammenpassen.

Flay, die eher ein bescheidenes Aussehen hatte, 163 cm groß war, aber trotzdem mit ihrer fraulichen Figur und kurzen rot gefärbten Haaren ein hübsches Gesicht hatte, versuchte stets, das Beste aus sich herauszuholen, weil sie mit sich ständig unzufrieden war.

Flay, die gerade am Herd stand und für ihre drei Kinder Kynian, 10 Jahre, Jules, 13 Jahre, und Tochter Manon, 16 Jahre, Fischstäbchen briet, wurde von ihrem französischen Mann Maxim, ein kleinerer Mann mit vollem schwarzem Haar und Bart, in der Küche überrascht. Er griff von hinten an ihre Brüste und keuchte: „Ich brauche dich, ich bin heiß.“ Flay musste lachen und sagte: „Du hörst dich an wie ein Rüde, der eine heiße Hündin sucht, ich bin aber nicht läufig. Hörst du wohl auf, du siehst doch, dass ich den Kindern was zu essen mache.“

„Ach komm, Flay, ein kurze Pause ist doch wohl drin.“

„Es interessiert dich überhaupt nicht, dass ich keine Zeit und keine Lust habe, das ist mal wieder typisch Mann. Im nächsten Leben bleibe ich so lange ich lebe Single, dann kann ich machen, was ich will, hast du gehört, Maxim?“, rief Flay laut aus der Küche ins Wohnzimmer. Maxim war anderswo mit seinen Gedanken, hörte seine Frau nur von Weitem und ging enttäuscht aus dem Haus. Flay, die nur noch die Haustüre ins Schloss fallen hörte, war froh, dass ihr Mann weg war und sie ihre Ruhe hatte. Sie sorgte dafür, dass ihr Sohn Kynian ins Bett kam, las ihm noch eine Geschichte vor, verabschiedete sich mit einem Gute-Nacht-Kuss und verließ das Kinderzimmer. Dann nahm sie sich ein Glas Rotwein, zündete Kerzen an und machte es sich im Wohnzimmer auf der Couch gemütlich. Sie genoss den Abend ohne ihren Mann, aber sie brauchte ihn zum Geld abgeben, na ja, sie mochte ihn auch noch irgendwie.

Maxim kam später befriedigt nach Hause, er suchte sich für sein Verlangen ein anderes Weibchen. Er dachte, dass sein eigenes Weibchen selber schuld sei, und ging ohne schlechtes Gewissen sofort ins Bett. Für Flay wurde es auch Zeit ins Bett zu gehen, sie legte sich neben ihr Männchen, wie sie Maxim immer nannte, schlief sofort ein und träumte von dem Kellner aus der Eisdiele.

„Stell dir mal vor, Evita, ich habe von dem gut aussehenden Kellner von der Eisdiele geträumt. Und dann liege ich währenddessen auch noch neben meinem Männchen.“

„Was sagt uns das, Flay? Dass keiner wirklich treu ist, geistiges Fremdgehen ist auch ein Fremdgehen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Paare sich einen anderen Partner während des Sex vorstellen, um zum Höhepunkt zu kommen.“

„Aber das ist ja auch was Schönes“, freute sich Flay.

„Wir sind nun mal keine monogamen Wesen, wie die Kirche uns lehren will. Wie heißt es so schön, wenn wir kirchlich heiraten: ‚Ich schwöre dir die Treue, bis der Tod uns scheidet‘ oder so ähnlich, was ist das für ein Schwachsinn. Auch die Kirche müsste wissen oder weiß es auch, dass das nicht funktionieren kann. Wie du immer so schön sagst, Flay, wir leben alle in einem Rudel, da ist es ganz normal, dass wir auch mal an einem anderen schnuppern. Monogamie, die romantische Vorstellung der ‚ewigen Liebe‘, ist zwar ein schöner Gedanke, biologisch gesehen ist sie aber Unsinn. Vor allem männliche Wesen sind durch ihre natürlichen Voraussetzungen davon angetrieben, sich mehrmals außerhalb ihres Territoriums fortzupflanzen.“

„Ja, Evita, nur sind wir so erzogen worden, dass wir so nicht leben können. Wenn wir heiraten, bilden wir uns wirklich ein, dass wir ein Leben lang dem Partner treu bleiben können, weil wir ihn ja so sehr lieben. Heute müsste es bei einer Heirat nicht heißen ‚Bis der Tod euch scheidet‘, sondern ‚Bis die Scheidung euch scheidet‘.“ Evita musste laut lachen. „Ich muss dir noch was sagen, Flay, ich habe mal im Fernsehen bei dem Fernsehsender BBC gehört, dass der Mann schon im Mutterleib die doppelte Menge Testosteron abbekommt, darum sind das später solche Jäger.“

„Das heißt also, sie können noch nicht mal was dafür, dass sie jagen müssen?“, lachte Flay.

„Das heißt das wohl, sie können noch nicht mal was dafür, unsere armen Männchen“, lachte Evita. „Dann werde ich jetzt mal zu meinem Jäger gehen, er erwartet mich schon in seinem Territorium, ich bin zurzeit auch läufig.“

„Dann lass dich mal besteigen, Flay, pass aber auf, dass du nachher keine Jungen kriegst.“

„Das ist das Gute bei uns Menschen, dass wir verhüten können, mach`s gut, Evita.“

Evita hatte keine Zeit für einen Mann, sie raste von einem Termin zum anderen. Manchmal ließ sie sich sexuell mit Männern ein, um ihre Begierde zu befriedigen. Evita dachte für sich: ‚Frauen wollen nach dem Sex schmusen, Männer wollen entweder eine rauchen oder sich umdrehen und nach der „schweren“ getanen Arbeit schlafen, schließlich haben sie ja ihr Weibchen befriedigt. Frauen reden gerne, viele zu gerne, Männer schweigen lieber, sie haben keine Lust über das langweilige und nichtssagende Thema „Liebe“ zu reden, sie reden lieber über Sport. Männer hören nicht gerne zu, sie interessieren die weiblichen Probleme nicht oder sehr wenig.  Wenn bei den Frauen die Welt untergeht, ist bei den Männern die Welt bei einem Glas Bier an der Theke in Ordnung.‘

Flay kotzte der Haushalt immer mehr an, nicht dass sie ihre Kinder nicht liebte, aber sie träumte von ungebändigter Freiheit. Sie dachte: ‚Ich gehe lieber acht Stunden arbeiten und bin unter Menschen, als hier zu kochen und putzen.‘ Sie beneidete ihre Freundin Evita, die durch die Welt flog und immer wieder andere Menschen kennenlernte, vor allen Dingen, auch andere Männer. Sie träumte von einem Dreier. Aber wie sollte sie das ihrem Mann sagen? Sie sinnierte: ‚Vielleicht ist er ja ganz begeistert von der Idee, die Männer sagen doch immer, wenn man mal mit einem anderen schläft, hat das nichts mit Liebe zu tun, sondern nur mit Sex.‘ Flay nahm sich vor, ihrem Mann den Vorschlag zu machen.

Als Maxim abends nach Hause kam, öffnete Flay eine Flasche Champagner, führte Maxim ins Wohnzimmer, setzte ihn auf die Couch, machte zwei Kerzen an, schüttete zwei Gläser Champagner ein und stieß mit Maxim an, der sich allerdings sehr über seine Frau wunderte. „Hör mal, Maxim, wie findest du eigentlich unser Sexleben?“ Mit dieser Frage hatte Maxim nicht gerechnet und fühlte sich bei seiner Fremdgeherei ertappt. Er stotterte: „Wie …, wie …, wie kommst du denn darauf, ich meine, auf diese Frage?“ Maxim wurde es ganz heiß, er löste seinen Schlips und trank sein Glas Champagner in einem Zug aus. Er wusste darauf keine Antwort. „Was hältst du von einem Dreier, Maxim?“ Maxim wurde immer sprachloser, er fragte sich, ob er eigentlich in der richtigen Wohnung war. Und: ‚Ist das meine Frau? Oder hatte ich einen Unfall und liege im Koma, vielleicht bin ich ja auch tot und im Himmel, denn so ein himmlisches Angebot kann nur von Engeln kommen.‘ Maxim kam wieder zu sich und fragte: „Wann geht es denn mit dem Dreier los und wo ist deine Freundin Evita oder Siena?“ Jetzt war Flay mit den Fragen überfordert, sie wunderte sich, dass er sich nicht über ihre Frage wunderte, sondern gleich zustimmte. „Wieso wunderst du dich nicht über meine Frage? Wieso stimmst du einem Dreier gleich zu?“

„Was gibt es Schöneres für einen Mann, als mit zwei schönen Frauen im Bett zu sein?“ Maxim nahm seine Frau für das himmlische Angebot dankend in den Arm und versicherte ihr noch mal, dass das nichts mit Liebe zu tun hatte. Jetzt wachte Flay auf und erklärte: „Ich meinte eigentlich mit einem zweiten Mann und nicht mit einer Frau.“

„Nee, nee, das geht überhaupt nicht, eine zweite Frau ja, aber ein zweiter Mann – nein.“

„Das ist mal wieder typisch Mann, wenn es um euer Ego geht. Ich soll zusehen, wie du es meiner Freundin besorgst, aber du willst nicht zusehen, wie es mir ein anderer Mann...