Dark Royal - Unwiderstehlich - Von der Spiegel-Bestseller-Autorin der Katmere-Academy-Chroniken

von: Tracy Wolff

beHEARTBEAT, 2018

ISBN: 9783732557684 , 310 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

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Dark Royal - Unwiderstehlich - Von der Spiegel-Bestseller-Autorin der Katmere-Academy-Chroniken


 

Kapitel zwei


Um mich herum keuchen die Menschen auf. Madame Aguillard und ihre Tochter springen zurück, als hätten sie sich verbrannt. Oder schlimmer noch, als wäre Ungeschicklichkeit ansteckend. Über den Kopf der Kellnerin hinweg kann ich Lucas und Niall sehen, bereit einzuschreiten. Mit einem knappen Kopfschütteln halte ich sie davon ab – verschütteter Champagner ist keine Gefahr für die nationale Sicherheit – strecke dann die Hand aus und ergreife damit die der Kellnerin, die sich dauernd entschuldigt und dabei mit einer Stoffserviette meinen Bauch abtupft.

»Es tut mir so leid, Euer Hoheit«, sagt sie zum fünften Mal in den letzten fünf Sekunden. »Es tut mir so –«

»Bitte«, sage ich und nehme ihr das Taschentuch ab, bevor sie noch anfängt, mir vor den Augen von Wildemars oberen Zehntausend den Schritt abzuwischen. Das wäre ein Schauspiel … Die Tatsache, dass mein Schwanz bei dem Gedanken an diese Möglichkeit ein wenig zuckt, macht die ganze Sache zu einem noch größeren Desaster. Und sehr faszinierend.

Aber, ermahne ich mich, das würde der alte Kian machen. Der, der nicht der Thronfolger ist und dem eines Tages die Führung des Landes anvertraut wird. Der neue Kian soll sich königlich benehmen, er soll besonnen sein. Unter keinen Umständen soll er ein Perverser sein, der nur daran denken kann, was sich unter der durchsichtigen Bluse dieser Kellnerin befindet. Auch wenn es so aussieht, als würde sich darunter eine Menge befinden, und zwar nur Gutes.

»Bitte hören Sie auf, sich zu entschuldigen«, sage ich zu ihr und benutze die Serviette, um die schlimmsten Champagnerflecken trockenzulegen. »So was passiert.«

Ich drehe mich zu Madame Aguillard und ihrer Tochter um. »Es tut mir leid, aber ich muss mich darum kümmern.« Ich deute auf die durchnässte Vorderseite meines Smokings.

»Natürlich«, flöten beide einstimmig, schießen dabei aber giftige Blicke zu der Kellnerin herüber.

»Vielleicht können wir später miteinander tanzen?«, fragt Mariella und fährt mit der Hand mein Revers hinab, das vom Champagner verschont geblieben ist.

»Ich freue mich schon darauf«, erwidere ich, auch wenn ich mir im Stillen verspreche, mich den Rest des Abends weit, weit von diesem dynamischen Duo fernzuhalten. Immerhin hat eine Fliege nicht unbegrenzte Chancen, dem Netz der Spinne zu entkommen, und ich habe das Gefühl, meine Chancen bereits aufgebraucht zu haben.

»Wir könnten vielleicht –«

»Ich habe Mineralwasser gegen die Flecken«, unterbricht sie die Kellnerin genau rechtzeitig. Dann nimmt sie meine freie Hand und zerrt mich durch den Ballsaal.

»Danke, aber das ist nicht –«

Sie wirft mir einen Blick zu, der mich verstummen lässt. Er wirkt halb amüsiert, halb schelmisch, aber vor allem verdammt sexy. Und auf einmal, Gala hin oder her, bin ich mehr als bereit, mich von ihr überallhin zerren zu lassen.

Ich werfe einen Blick über die Schulter und sehe Lucas, der sich natürlich seinen Weg durch die Menge bahnt, um uns zu folgen. Ich schüttle den Kopf, aber er sieht mich nur wütend an und kommt näher. Noch ein Unterschied zwischen dem Thronfolger und dem Zweitgeborenen. Das bisschen von meinem Leben, das bisher mir gehört hat, existiert nicht länger. Aber ich bleibe nicht stehen. Es hat etwas Erfrischendes, von einer Frau mitgezerrt zu werden, die überhaupt nicht von meinem Titel beeindruckt zu sein scheint.

Wir gehen einen kleinen Flur entlang, und sie lässt ihr Tablett, das sie immer noch in der anderen Hand hatte, auf einem großen Servierwagen fallen. Dann nimmt sie ein paar weitere Stoffservietten und zieht mich wieder hinter sich her.

»Normalerweise versuche ich erst, den Namen der Frau zu erfahren, bevor ich mit ihr durchbrenne«, sage ich, und wir gehen einen weiteren Flur entlang.

»In diesem Fall nicht.« Sie wirft mir noch einen amüsierten Blick über die Schulter hinweg zu. Dieses Mal hebt sie dabei sogar die Augenbraue, was meinen Schwanz aufmerken lässt.

Und kann man es ihm verübeln – oder mir? Die Frau ist heiß, und das in Großbuchstaben, H-E-I-S-S.

Langes, schwarzes Haar, das wirkt, als würde es sich jeden Moment aus dem Knoten lösen, in den sie es hochgesteckt hat.

Große, braune Augen, umrandet von dunklen Wimpern, die Mariellas falsche Wimpern vor Neid erblassen lassen.

Dazu kommen noch volle rosafarbene Lippen, diese raue Stimme und ein Körper, der nur aus üppigen Kurven und glatter olivfarbener Haut besteht – wer könnte da widerstehen? Der alte Kian würde bereits versuchen, sie mit einer Charmeoffensive aus ihrer Uniform und auf seinen Schwanz zu befördern.

Zur Hölle, wem mache ich etwas vor? Sobald wir irgendwo ungestört sind, wird der neue Kian genau das versuchen.

Endlich erreichen wir eine Tür, und sie bleibt lange genug stehen, um ihre Schlüsselkarte durch den Schlitz des Schlosses zu ziehen. Dann drückt sie die Tür auf, und wir befinden uns auf einem kleinen, halbmondförmigen Balkon, auf dessen einer Seite sich eine Kühlbox und auf der anderen ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen befindet.

»Pausenraum?«, frage ich, während ich mich umdrehe, um Lucas die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Er sieht fuchsteufelswild aus, aber er kann nichts dagegen tun. Normalerweise macht es mir nichts aus, wenn mir jemand beim Vögeln zusieht, aber diese Frau hat etwas Besonderes an sich, sodass ich alles, was als Nächstes zwischen uns geschieht, nur für mich behalten will.

»So was Ähnliches.« Sie lässt meine Hand los, und ich versuche, die Wärme ihrer Handfläche nicht zu vermissen. Dann geht sie hinüber zur Kühlbox und hebt den Deckel an. Sie nimmt eine kleine Flasche mit Mineralwasser heraus und hebt sie triumphierend in die Höhe.

»Du bewahrst hier Mineralwasser auf, wegen der unwahrscheinlichen Möglichkeit, dass du einen Drink über jemandem verschüttest?«, frage ich ein wenig skeptisch. »Oder passiert dir das jeden Abend?«

Ich bin ein wenig enttäuscht. Ich hatte gedacht, die Nummer mit dem Mineralwasser sei nur ein Vorwand gewesen.

Sie lacht, ein warmer, tiefer Klang, der sich durch meine Adern direkt bis zu meinem Schwanz zieht. Ich verlagere das Gewicht ein wenig und versuche zu verstecken, dass ich mit einem Mal steinhart bin und es kaum erwarten kann loszulegen.

»Ich bewahre das Mineralwasser hier auf, weil es gut zum Scotch passt.« Sie holt eine Flasche Johnny Walker Black hervor und stellt sie auf den Tisch. Dann nimmt sie zwei rote Plastikbecher aus der Verpackung, die neben der Kühlbox steht. »Willst du einen Drink?«

»Du hast mich wegen eines Drinks hergebracht?«, frage ich und entspanne mich ein wenig, weil die ganze Sache endlich Sinn ergibt. Sie ist nicht der erste Adelsgroupie, der mir bei so einer Veranstaltung über den Weg gelaufen ist, und sie wird auch nicht der letzte gewesen sein. Mit einem Mal erscheint mir der Abend viiiel besser. Zumindest mein Schwanz wird den Rest der Nacht glücklich sein, auch wenn der Rest von mir vor Langeweile sterben wird.

»Ich habe dich wegen dieses Barrakudas hergebracht. Sie sah aus, als würde sie dich als Mitternachtssnack verspeisen wollen – und das nicht auf die erotische Weise.«

»Mariella?« Ich muss überrascht auflachen. »Mit der wäre ich schon fertiggeworden.«

»Du sahst aus wie das jungfräuliche Opfer, das gleich in den Vulkan geworfen werden soll«, sagt sie schnaubend. »Ich hielt es für meine patriotische Pflicht, dich zu retten.«

»Ach ja? Und was hältst du noch für deine patriotische Pflicht?« Kaum dass ich die Worte ausgesprochen habe, will ich mir auch schon in den Hintern treten. Scheiße. Erst drei Monate bin ich Kronprinz, und schon habe ich vergessen, wie man eine Frau herumkriegt. Verdammt.

Aber sie lacht nur, schenkt in beide Becher einen ordentlichen Schluck Scotch ein und füllt sie mit Mineralwasser auf. »Deinen Schwanz zu lutschen gehört nicht dazu, falls du das damit andeuten wolltest.« Sie hält mir den Becher entgegen und wartet darauf, dass ich ihn ihr abnehme. Dann stößt sie mit mir an und sagt: »Prost.«

Ich will gerade einen Schluck nehmen, aber sie fährt mich in letzter Sekunde an: »Warte!«

»Stimmt etwas nicht?«

»Hast du keine Angst, dass es vergiftet sein könnte? Sollte ich nicht zuerst trinken?«

Ich lehne mich mit der Schulter gegen die Steinmauer und bin überrascht, wie viel Spaß ich gerade habe. Normalerweise fühlt sich nur Sex so gut an – oder entspannt mich so sehr. »Hast du es vergiftet?«

»Nein.« Sie nimmt einen langen, langsamen Schluck aus ihrem Becher. »Aber das konntest du nicht wissen.«

Ich mache es ihr nach und leere den Becher auf einen Zug. »Doch, natürlich wusste ich das.«

»Ach ja? Wie?«

»Weil so ein Quatsch nur in James-Bond-Filmen und Shakespeare-Tragödien passiert.« Während ich das sage, versuche ich, nicht an meinen Bruder zu denken. Oder an seine drei Bodyguards, die man in ihrem eigenen Blut liegend gefunden hat.

»Unbequem ruht das Haupt, das eine Krone drückt.« Ich starre sie an und bin ein wenig geschockt davon, wie leicht es ihr fällt nachzuvollziehen, wie ich mich fühle. Sie zuckt mit den Achseln. »Das ist eines der wenigen Shakespeare-Zitate, die ich kenne.«

Erleichterung flutet durch mich hindurch. »Schwer.«

»Was?«

»Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt. Das ist aus Heinrich IV., was, genau genommen, ein historisches Stück und kein Drama ist.«

Das bringt sie zum Lachen, und es klingt so tief, so vollmundig, so sexy, dass ich es in jeder einzelner meiner Zellen spüren kann. »Ich schätze, ich hätte bei ›Fort, verdammter Fleck‹ bleiben sollen.« Sie deutet auf meinen...