SPOT 3 - John: The Hacker

von: Sarah Glicker

HarperCollins, 2018

ISBN: 9783733713669 , 190 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 3,99 EUR

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SPOT 3 - John: The Hacker


 

1

„Hi, Alter. Bist du noch anwesend?“

John zuckte erschrocken zusammen, als Jace ihm im Vorbeigehen auf die Schulter schlug.

„Er war wieder in seiner eigenen Welt“, rief nun Ian und ließ sich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen. John warf ihm einen genervten Blick zu, bevor er sich über das Gesicht fuhr.

Im Stillen musste er seinem Kumpel aber recht geben. Er hatte mal wieder an Aileen gedacht. Wieso sie ihm ausgerechnet jetzt durch den Kopf ging, konnte er sich nicht erklären. Aber plötzlich verspürte er einen solch starken Drang, in ihrer Nähe zu sein und sie zu beschützen, als hätte sie ihn stumm darum gebeten.

Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der er sich nichts mehr als eine gemeinsame Zukunft mit Aileen gewünscht hatte. In seinen Träumen hatte er sich vorgestellt, wie es wohl wäre, in einem gemütlichen Haus am Stadtrand zu leben und nach der Arbeit zu ihr nach Hause zu fahren. Doch irgendwann war dieser Traum geplatzt. Er war nun mal nicht der Mann, den Aileen sich wünschte. Damit musste er nun klarkommen.

Schlag sie dir endlich aus dem Kopf, ermahnte er sich selbst. Schließlich hatten sie sich zwei Leben aufgebaut, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Langsam schüttelte John den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch mit seinen Teamkollegen. Sie saßen alle in seinem kleinen Garten und grillten.

Da die Sonne noch hoch am Himmel stand, hatte John zwei Sonnenschirme aufgebaut. In der Hitze hätten sie es sonst nicht ausgehalten. Ringsherum waren eigentlich Blumenbeete angelegt, aber da er keinen grünen Daumen besaß, wuchsen überall nur Wildgräser und Unkraut.

„Als ob ihr das nicht auch mal zwischendurch wärt“, entfuhr es ihm, und er schaute dabei die beiden herausfordernd an.

„Wahrscheinlich denkt er an eine Verflossene“, meldete sich nun Ava zu Wort. Sie und Shane waren erst seit ein paar Wochen zusammen, doch sie gehörte schon längst zur SPOT-Familie.

Die beiden hatten sich während eines Einsatzes kennengelernt, als Ava von wahnsinnigen Stalkern erst entführt und dann sogar beinahe umgebracht worden wäre. Shane hatte ihr damals das Leben gerettet.

John freute sich für seinen Freund, da er endlich eine Frau gefunden hatte, die ihn und seinen Job akzeptierte. Mehr als einmal hatte er sich das auch schon gewünscht, aber bis jetzt kein Glück gehabt.

Nur schwer konnte sich John ein Seufzen verkneifen. Er mied es Ava anzusehen, da sie sonst wohl gemerkt hätte, wie richtig sie mit ihrer Vermutung lag. Allerdings war Aileen nicht seine Verflossene. Zwischen ihnen war nie etwas geschehen.

John wollte sich nichts anmerken lassen. Deswegen schluckte er seinen Kummer hinunter und lächelte Shanes Freundin an.

In den letzten Jahren hatte er sich niemandem gegenüber geöffnet. Nicht einmal seine Schwester Hannah wusste Bescheid über seine Gefühle für Aileen. Und jetzt würde er sein Schweigen sicherlich nicht brechen. Es würde nur Fragen aufwerfen, die er nicht beantworten wollte oder gar konnte.

Wieso habe ich bloß alle hierher zum Grillen eingeladen? fragte er sich. Es gab Tage, die wollte er lieber alleine verbringen. Und heute war so ein Tag. Doch Ian und Ryder hatten ihm so lange in den Ohren gelegen, bis er schließlich alles für ein BBQ besorgt hatte.

Stöhnend rieb er sich nun über die Augen.

„Welche meinst du? Der Herr hat so viele Verflossene, da kommt man schon beim Zählen durcheinander“, meldete sich nun Ryder zu Wort. Seine Aussage wurde von einem breiten Grinsen begleitet, das John ihm gerne aus dem Gesicht geprügelt hätte.

Mit zusammengepresstem Kiefer beobachtete er seinen Freund, wie er unbekümmert einen Schluck aus seiner Bierflasche nahm und dabei die Steaks auf dem Rost wendete. Die restlichen Teammitglieder verfielen in unbeschwertes Gelächter.

„Männer, das Essen ist fertig“, rief Ryder schließlich. Als Antwort kam aber nicht nur der übliche erleichterte Seufzer, sondern auch ein empörtes Rufen von Ava und Ariana. „Und Ladies“, fügte sein Freund daher schnell hinzu und schaute dabei vorsichtig in die Richtung der beiden Frauen. Er zog sogar ein wenig den Kopf ein und entlockte John damit ein leichtes Lächeln.

Ryder würde es wahrscheinlich niemals zugeben, aber Ariana und Ava hatten nicht nur ihre Männer im Griff, sondern auch ihn. Schnell warf Ryder noch einen prüfenden Blick in die Richtung der beiden, doch sie beachteten ihn schon gar nicht mehr.

„Wie sieht es mit deinem Boxtraining aus, Ian?“, wandte sich Jace an seinen Freund. „Wirst du auch im nächsten Jahr wieder an der Meisterschaft der Polizei teilnehmen?“

Alle Blicke richteten sich neugierig auf Ian. Er war der beste Kampfsportler der Westküste und genoss den Ruf, unschlagbar zu sein.

Doch so war es bei jedem im Team. Sie alle waren in ihren Bereichen die Besten, weswegen SPOT als unbesiegbar galt.

„Klar werde ich das. Was ist das denn für eine Frage? Ich müsste schon todkrank sein, um nicht teilzunehmen.“ Ian klang beinahe entrüstet. Es war offensichtlich, dass er den Wettbewerb liebte und nicht einfach so kneifen würde. Dafür war er viel zu stolz auf das, was er in den letzten Jahren erreicht hatte.

„Das wird auf jeden Fall wieder spannend.“ Shanes Aussage konnten alle nur zustimmen.

„Und am Ende wirst du als der Gewinner den Ring verlassen.“ Auf Arianas Gesicht breitete sich ein großes Lächeln aus. Sie beugte sich zu ihrem Freund und küsste ihn sanft auf den Mundwinkel.

Kopfschüttelnd beobachtete John, wie der Kuss zwischen den beiden schnell leidenschaftlicher wurde. Ian legte seine Hand an ihren Hals und zog sie näher zu sich. Als hätten sie die Freunde um sich herum einfach vergessen, begannen Ian und Ariana hemmungslos zu knutschen. Es war deutlich zu sehen, dass sie für immer zueinander gehörten und nichts und niemand sich zwischen sie stellen könnte. Nicht, dass sich an diesem Tisch jemand befand, der das bezweifelte.

Als John Ariana kennengelernt hatte, war sie eine schüchterne Frau gewesen, die schlimme Erfahrungen verarbeiten musste. Aber davon war heute nichts mehr zu erkennen. An Ians Seite hatte sie sich in eine selbstbewusste Frau verwandelt, die jedem von ihnen zur Not die Meinung sagte, was sie auch gerne tat. Auch wenn erst ein paar Monate seit ihrer Gefangenschaft vergangen waren, hatte sie sich stark gewandelt. Dennoch hatte John den Eindruck, dass sie noch immer unter ihrer Vergangenheit zu leiden hatte. Aber Ian stand ihr zur Seite und ließ sie damit nicht allein. Das Team widmete sich ausgelassen und vergnügt dem Essen.

„Wo ist deine Jacke?“, fragte Ariana Ian nach einer Weile.

„Im Auto“, antwortete er und griff dabei nach ihrer Hand, um seine Freundin zu sich auf den Schoß zu ziehen.

Ariana ließ sich nur zu gerne auf seine Beine sinken und kuschelte sich an ihn. Er legte seine Wange an ihre Halsbeuge und flüsterte ihr ein paar Worte ins Ohr. John verstand zwar nicht, was er sagte, aber Arianas Reaktion war eindeutig. Im spärlichen Licht der nun einsetzenden Abenddämmerung konnte er sehen, wie sich ihre Wangen verfärbten und ihre Augen immer größer wurden. Ian hatte ihr einen unmoralischen Vorschlag gemacht, dessen war sich John sicher. Als Ariana aufstand und Ian sich ebenfalls erhob, bestätigte dies seinen Verdacht.

Die beiden verabschiedeten sich, und auch Ava und Shane verschwanden einige Sekunden später.

„Siehst du? War doch gar nicht so schlimm“, meinte Ryder.

John wollte gerade etwas antworten, als ein leider allzu bekanntes Geräusch an seine Ohren drang.

Ruckartig sprangen John, Jace und Ryder auf und stürmten ins Haus. Dabei zog jeder von ihnen seine Waffe aus dem Holster, ohne die sie nie vor die Tür gingen.

John konnte es sich nicht erklären, aber sie hatten Schüsse gehört, die direkt vor seinem Haus abgefeuert worden waren.

***

Aileen hatte sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Die letzten Stunden hatte sie mit sich gerungen, ob sie diesen Schritt wirklich gehen oder sich doch lieber an jemand anderen wenden sollte.

Aber welche Wahl hatte sie schon? Sie hatte Todesangst! Und dieser Mann war der einzige Mensch, dem sie bedingungslos vertraute. Er würde sie ernst nehmen, selbst wenn er sie für ihre Neugier verurteilen sollte, wegen der sie ja erst in diese Lage geraten war.

Auf der Fahrt hatte sie sich immer wieder voller Panik umgesehen. Sie war mehrere Male Umwege gefahren, nur um sicher zu sein, dass ihr niemand folgte. Doch die Angst vor ihren unbekannten Peinigern blieb.

„Verdammt“, murmelte sie nun beim erneuten Blick in den Rückspiegel. Gerade hatte sie Johns Haus erreicht und war am Straßenrand zum Stehen gekommen.

Ein paar Meter hinter sich konnte sie einen schwarzen massiven Geländewagen erkennen. Das allein war noch kein Grund zur Sorge. Schließlich befand sie sich in Los Angeles, hier standen die überall herum.

Doch die beiden Insassen jagten ihr Angst ein. Selbst aus der Entfernung konnte sie erkennen, dass sie groß und breit gebaut waren. Und es erschien ihr so, als hätten sie Aileen ins Visier genommen.

Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Am liebsten hätte sie sich abgewandt und sich eingeredet, dass dies nur ein Zufall war. Aber irgendetwas tief in ihrem Inneren sagte ihr, dass sie die beiden nicht aus den Augen lassen sollte.

Trotzdem wanderte ihr Blick kurz zu Johns Wohnhaus. Sein Wagen stand vor dem Eingang. Daneben waren einige weitere Autos geparkt.

...