Julia Collection Band 123 - Mein geliebter Scheich

von: Jennie Lucas, Carol Marinelli, Trish Morey

CORA Verlag, 2018

ISBN: 9783733711344 , 384 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

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Julia Collection Band 123 - Mein geliebter Scheich


 

PROLOG

Layla dachte nicht daran, die Augen zu schließen, während ihre Zofen sie verschleierten, sondern beobachtete im Spiegel, wie nach und nach ihr hübsches Dekolleté, die langen, schlanken Beine und kunstvollen Henna-Tattoos hinter mehreren goldenen, mit Juwelen besetzten Stofflagen verschwanden.

Als Letztes waren das lange rabenschwarze Haar, ihr perfekt geschminktes Gesicht mit den hohen Wangenknochen und dem vollen Mund dran, bis nur noch die Augen zu sehen waren.

Beim Gedanken, dass diesmal nicht die gewohnte Erleichterung eintreten würde, wenn sie endlich wieder aus ihrer goldenen Hülle schlüpfen konnte, blinzelte sie nervös. Denn dann war sie nicht wie gewohnt zu Hause, im Palast von Haydar, sondern in der Qusay-Wüste, wo die Schleier vor den Augen ihres neuen Ehemannes fallen würden … in ihrer Hochzeitsnacht!

König Xavian Al’Ramiz, der Mann, dem sie seit ihrer Kindheit versprochen war, hatte nach all den Jahren, in denen er ihre Existenz standhaft ignorierte, plötzlich beschlossen, sie zu seiner Braut zu machen. Nicht nur, dass Xavian durch die lange Wartezeit sie und ihr Land im Unklaren über die Zukunft ließ, Layla fühlte sich verständlicherweise auch persönlich gedemütigt.

Ihr Leben verlief – oder besser war verlaufen – in einer endlosen Warteschleife.

Sie war die Älteste in einer langen Reihe von Schwestern. Beim siebten Versuch, einen männlichen Erben zu produzieren, verstarb ihre Mutter. Layla erinnerte sich noch sehr gut daran, wie wenig die traditionsbewusste Bevölkerung von Haydar sich mit dem Gedanken abfinden konnte, eines Tages von einer Königin regiert zu werden.

Aber ihr Vater, ein weiser Mann, überzeugte den König von Qusay, stolzer Vater eines männlichen Thronfolgers, von der Idee, den Prinzen mit seiner ältesten Tochter zu verheiraten. Und der männliche Nachkomme, den sie natürlich liefern würden, sollte später, zu aller Zufriedenheit, über beide Königreiche herrschen.

Ein guter Plan, der bisher allerdings an Xavians Unentschlossenheit scheiterte, sodass Layla nach dem Tod ihres Vaters Königin von Haydar wurde. Allerdings setzten die bisherigen Regierungsberater darauf, dass sie dieses Amt nur nominell ausüben würde und sich nach ihren Ratschlägen richtete, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern. Doch damit war die neue Herrscherin absolut nicht einverstanden.

Die Bevormundung des Ältestenrates erbitterte sie ebenso wie Xavians Desinteresse, der seinen Status als Junggeselle und Womanizer offenbar zu sehr genoss, um ihn gegen unbequeme Ehefesseln eintauschen zu wollen.

Erst der unerwartete Tod beider Elternteile zwang ihn quasi zum Handeln. Allerdings war Layla inzwischen durch die Verantwortung für ihr Land und Volk, die sie sehr ernst nahm, schneller erwachsen geworden als erwartet. Und damit natürlich auch nicht mehr bereit, die erkämpfte Position so ohne Weiteres an einen Mann abzutreten, dem weder an Haydar noch an ihr wirklich etwas lag.

Doch offensichtlich hatte der überraschende Verlust seiner Eltern den umschwärmten Playboy-Prinzen aufgeschreckt. Zum Erstaunen aller erwies er sich als der geborene Führer, der, trotz des persönlichen Verlustes, das trauernde Volk mit starker Hand um alle innenpolitischen und wirtschaftlichen Klippen schiffte, die eine derart einschneidende Katastrophe häufig mit sich bringt. In beeindruckend kurzer Zeit mauserte Prinz Xavian sich zu einem echten König, und als solcher benötigte er eine Frau an seiner Seite.

Es war ein rein geschäftlicher Deal.

Dessen war sich Layla absolut bewusst. Und trotzdem stieg so etwas wie Eifersucht in ihr auf, während sie das freie Leben ihres zukünftigen Gatten aus der Ferne verfolgte. Anstatt verärgert zu sein, beneidete sie ihn eher. Zum Beispiel um das Recht, sich Geliebte zu nehmen, wann immer ihm danach war, während sie brav in ihrem goldenen Käfig verharren und auf ihn warten musste.

Inzwischen war sie sechsundzwanzig – und immer noch Jungfrau!

Doch heute würde sich alles ändern! Endlich war ihre große Stunde gekommen! Egal, ob es sich um eine Vernunftehe handelte und sie die nächsten Jahre möglicherweise mehr getrennt als gemeinsam verbrachten … heute, an ihrem Hochzeitstag, in der Wüste von Qusay, stand sie ihrem zukünftigen Mann endlich Auge in Auge gegenüber!

Plötzlich war sie sehr froh über die üppigen Lagen goldener Schleier, die ihre Gefühle vor neugierigen Blicken verbargen. Denn Layla wurde ganz heiß bei dem Gedanken, was in dieser Nacht geschehen würde.

König Xavian Al’Ramiz würde ihr erster Liebhaber sein und ihr einziger! Bizarrerweise wünschte sie sich, er wäre weniger gut aussehend und sein Gesicht, das sie von unzähligen Zeitungsfotos, Fernsehauftritten und aus dem Internet kannte, hätte nicht diesen hochmütigen, grüblerischen Ausdruck, der ihr stets eine leichte Gänsehaut verursachte.

Wie oft hatte sie seine arroganten Züge studiert und mit angehaltenem Atem versucht, dem eindringlichen Blick der schwarzen Augen standzuhalten, der einen selbst vom Foto bis in die Seele zu dringen schien …

Königlich wirkte Xavian in jedem Fall. Angefangen bei der klassisch romanischen Nase über die hohen Wangenknochen, dem schwarzen Haar und den ebenso dunklen Augen, die mit dichten Wimpern umrahmt waren, was ihnen einen melancholischen, fast schwermütigen Ausdruck verlieh. Auf jeden Fall entstammte er unübersehbar einer guten Linie.

Außerdem verfügte er über eine unglaubliche Präsenz. Sobald er anwesend war, wandten sich die Menschen ihm instinktiv zu. Und die natürliche Aura von Selbstsicherheit und Souveränität, die ihn umgab, war umso anziehender, weil er sich seiner Wirkung gar nicht bewusst zu sein schien.

Layla hatte mehrfach eine Kostprobe davon spüren können, wenn sie ihn, anlässlich irgendwelcher öffentlichen Events, zu dem sie beide eingeladen waren, aus dem Hintergrund beobachtete. Wie oft hatte sie davon geträumt und sich heimlich gewünscht, er würde ihre Anwesenheit spüren und sich wenigstens einmal umdrehen und mit seinen nachtschwarzen Augen ihren Blick suchen …

Natürlich blieb das ein Traum. Und das lag ganz sicher nicht nur an ihrer Verschleierung, die zu derartigen Anlässen obligatorisch war. Anders als sie verspürte Xavian offensichtlich keinerlei Bindung oder auch nur Interesse für sie, obwohl sie seine zukünftige Frau und Königin war.

Anlässlich der Krönung Stefanias von Aristo im letzten Jahr hatte Layla sogar direkt neben ihm am roten Teppich gestanden, und Xavian hatte sie komplett ignoriert. Die Scham und Demütigung, die sie an jenem Tag empfand, brannte immer noch in ihr. Warum konnte sie sich nicht endgültig damit abfinden, dass es zwischen ihm und ihr einfach keine Seelenverwandtschaft gab …?

„Eure Hoheit?“

Layla seufzte. Es nervte sie, mit welcher Penetranz man sie mit letzten Instruktionen und Bedenken bombardierte und Klärungen für akute Probleme einforderte. Und alles nur, weil sie eine Woche Auszeit von ihren royalen Verpflichtungen nehmen würde.

„Wir brauchen dringend eine Unterschrift, um den Vertrag bezüglich der Saphir-Minen abschließen zu können“, drängte Imran.

Lieber Himmel! Es war ihr Hochzeitstag!

Doch wie stets stand die Pflicht an erster Stelle. Nicht einmal anlässlich ihrer offiziellen Hochzeitsreise war es ihr gelungen, ihren Hofstaat abzuschütteln. Und so wurde die Braut von etlichen Beratern, Dienstboten und von Baja, ihrer Hofdame und altvertrauten Zofe, begleitet.

Obwohl die königlichen Berater allmählich einsahen, dass der Entschluss der jungen Königin, die Regierungsgeschäfte in die eigenen Hände zu nehmen, beileibe nicht nur vorübergehend war, konnten sich die zumeist alten Männer nur sehr schwer damit abfinden. So blieb es ein stetes Tauziehen, das Layla abwechselnd erschöpfte oder, in guten Zeiten, noch darin bestärkte, die Zügel auf keinen Fall wieder aus der Hand zu geben.

Während die Traditionalisten jeden Reformversuch abwehrten und forderten, alles so zu belassen wie gewohnt, war Layla geradezu begeistert von den vielfältigen Möglichkeiten des reichen Landes, sich einer modernen Zukunft zu öffnen.

„All das kann bis zu meiner Rückkehr warten …“, informierte sie ihren perplexen Berater und sah, wie sich seine Lippen zu einem schmalen, missbilligenden Strich verzogen. „Heute werde ich gar nichts unterzeichnen.“

„Die Probebohrungen sind nämlich abgeschlossen und haben ergeben …“

„Wenn ich zurück bin …“, unterbrach Layla ihn in scharfem Ton, „… werde ich mir den Vertrag durchlesen, und wenn … wenn ich mit allem einverstanden bin, ihn auch unterschreiben!“ Damit wandte sie sich brüsk ab und trat ans Fenster, um ihre Tränen zu verbergen, die sie nicht länger zurückhalten konnte. Aus schwimmenden Augen schaute sie über den azurblauen Ozean, am Rande der Wüste.

Es war ihr Hochzeitstag!

Hatte sie nicht wenigstens einen Tag und eine Nacht lang das Recht, einfach nur Frau zu sein? Offenbar nicht!

„Aber wir müssen unbedingt noch über eine Ausdehnung des geplanten Besuchs König Xavians in Haydar diskutieren …“

„Ganz sicher nicht vor der Eheschließung“, befand Layla, Imran immer noch den Rücken zuwendend. Sie durfte kein Zeichen von Schwäche zeigen, wenn sie nicht riskieren wollte, dass sich der Ältestenrat wie eine Horde Hyänen auf sie stürzte, um die Macht wieder an sich zu reißen. „Lassen Sie mich eines ganz klarstellen, Imran“, gab sie...