Die Rückkehr des griechischen Tycoons

von: Lynne Graham

CORA Verlag, 2018

ISBN: 9783733737559 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Mac OSX,Windows PC für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 2,49 EUR

eBook anfordern eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Die Rückkehr des griechischen Tycoons


 

1. KAPITEL

Der griechische Milliardär Giorgios Letsos veranstaltete in seinem Stadthaus in London die Party des Jahres. Doch statt sich unter die Gäste zu mischen, beantwortete er seine E-Mails, um vor den Frauen zu fliehen, die ihn verfolgten, seit er seine Scheidung bekanntgegeben hatte.

„Ich habe gehört, dass er sie abserviert hat, weil sie Drogen genommen hat“, sagte eine Frauenstimme vor der Tür der Bibliothek. Ein Hausmädchen hatte ihm einen Drink gebracht und vergessen, diese zu schließen.

„Und ich habe gehört, dass er sie mitten in der Nacht mit Sack und Pack vor der Tür ihres Vaters abgesetzt hat“, sagte eine andere Frau.

Ich habe gehört“, ließ sich eine dritte Frau vernehmen, „dass sie wegen des Ehevertrags keinen Penny bekommen hat.“

Dass die ganzen Gerüchte seine Gäste bei Laune hielten, amüsierte Gio. Als sein Mobiltelefon klingelte, nahm er den Anruf an.

„Mr Letsos? Hier ist Joe Henley von Henley Investigations …“

„Ja?“, meinte Gio geistesabwesend, die Aufmerksamkeit immer noch auf den Laptop gerichtet, weil er glaubte, es würde sich um den üblichen vierteljährlichen Bericht handeln.

„Wir haben sie gefunden … zumindest bin ich mir diesmal zu neunzig Prozent sicher“, fügte der Mann mittleren Alters vorsichtig hinzu, nachdem er sich bereits einmal getäuscht hatte und Gio durch die Stadt gerast war, nur um dann auf eine Fremde zu treffen. „Ich habe ein Foto geschossen und es Ihnen per Mail geschickt. Vielleicht sehen Sie es sich an, bevor wir weitermachen.“

Wir haben sie gefunden … Gio sprang auf und straffte sich, während er erneut sein Postfach öffnete. Seine dunklen Augen funkelten, als er besagte Nachricht fand und auf den Anhang klickte.

Obwohl es sich um kein besonders gutes Foto handelte, erkannte er die zierliche und doch kurvenreiche Gestalt in dem geblümten Regenmantel sofort. Er verspürte ein erregendes Prickeln und zugleich eine tiefe Befriedigung.

„Dafür werde ich Sie großzügig entlohnen“, sagte er leise, während er starr das Foto betrachtete, als könnte es sich jeden Moment in Luft auflösen. So, wie sie es getan hatte. Sie hatte ihre Spuren so gut verwischt, dass er schon geglaubt hatte, er würde sie niemals finden.

„Wo ist sie?“, hakte er nach.

„Ich habe die Adresse, Mr Letsos, aber ich kann Ihnen noch keine Hintergrundinformationen liefern“, erwiderte Joe Henley. „Wenn Sie mir ein paar Tage geben …“

„Ich will nur ihre Adresse“, fiel Gio ihm ungeduldig ins Wort.

Und dann lächelte er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder. Endlich hatte er sie gefunden. Das bedeutete natürlich nicht automatisch, dass er ihr verzeihen würde. Er presste die sinnlichen Lippen auf eine Art und Weise zusammen, die seine leitenden Mitarbeiter hätte zusammenzucken lassen, denn er war ein harter, allseits gefürchteter Geschäftsmann. Aber da war sie, seine Billie, wie immer in geblümten Sachen, das herzförmige, zarte Gesicht von dunkelblonden Locken umgeben, die großen grünen Augen ungewöhnlich ernst.

„Du bist kein guter Gastgeber“, ließ sich im nächsten Moment eine Männerstimme von der Tür her vernehmen. Leandros Conistis, anders als Gio klein und blond, war sein bester Freund aus Schultagen und kam wie er aus einer wohlhabenden, privilegierten griechischen Familie. Auch seine Eltern hatten keine glückliche Ehe geführt und ihn nicht zuletzt deswegen auf ein exklusives Internat in England geschickt.

Gio klappte seinen Laptop zu und betrachtete seinen alten Freund. „Wundert dich das? Meine Partys sind doch immer gut besucht“, fügte er hinzu, wohl wissend, dass sein Reichtum wie ein Magnet auf andere wirkte.

„Ich wusste gar nicht, dass du eine Scheidungsparty gibst.“

„Es ist keine Scheidungsparty. Das wäre geschmacklos.“

„Mir kannst du nichts vormachen“, warnte Leandros ihn.

Gios markante Züge waren ausdruckslos. „Calisto und ich haben uns einvernehmlich scheiden lassen …“

„Und jetzt bist du wieder auf dem Markt, und die Piranhas ziehen ihre Kreise.“

„Ich werde nie wieder heiraten“, verkündete Gio grimmig.

„Nie wieder ist eine lange Zeit …“

„Das meine ich ernst.“

Sein Freund schwieg und versuchte dann, die Atmosphäre mit einem alten Witz aufzulockern. „Wenigstens wusste Calisto, dass Canaletto nicht der Name eines Rennpferds ist!“

Für einen Moment erstarrte Gio, denn der Witz hatte sich schon vor einer ganzen Weile abgenutzt.

„Ich meine …“ Leandros grinste immer noch. „… ich kann dir nicht verdenken, dass du die hast fallen lassen!“

Gio schwieg. Selbst seinem ältesten Freund offenbarte er nicht sein Innerstes. Er hatte Billie gar nicht fallen lassen, sondern sie nur nicht mehr mit in die Öffentlichkeit genommen.

Billie stand in der Garage und sichtete die Kleidungsstücke und den Modeschmuck, die sie in dieser Woche erstanden hatte, um sie in ihrem Secondhandgeschäft zu verkaufen. Auf den ersten Haufen tat sie die Sachen, die nur gewaschen werden mussten, auf den zweiten die, die gereinigt oder auch repariert werden mussten, auf den dritten die, die in die Altkleidersammlung gehörten. Dabei sprach sie ununterbrochen mit ihrem Sohn. „Du bist das süßeste Baby der Welt“, versicherte sie Theo, der lächelnd in seinem Hochstuhl saß, fröhlich strampelte und seinen Vormittagssnack aß.

Seufzend richtete sie sich auf, weil ihr der Rücken wehtat, und dachte erleichtert daran, dass sie nach der Geburt schon einige Pfund verloren hatte. Natürlich nahmen fast alle Frauen während der Schwangerschaft zu, doch sie hatte schon immer sehr auf ihr Gewicht achten müssen und wusste daher, wie schwer es war abzunehmen. Und da sie nur knapp einen Meter sechzig maß und üppige Rundungen hatte, fühlte sie sich schon mit wenigen überflüssigen Pfunden sehr unwohl in ihrer Haut.

„Kaffee?“, rief Dee, ihre Cousine und Mitbewohnerin, im nächsten Moment aus der Hintertür.

„Gern“, erwiderte Billie lächelnd.

Zum Glück hatte sie sich nicht eine Minute einsam gefühlt, seit sie ihre Freundschaft mit Dee wiederentdeckt hatte. Allerdings waren sie sich nur durch einen Zufall begegnet. Sie war im vierten Monat schwanger gewesen, als sie zur Beisetzung ihrer Tante, Dees Mutter, nach Yorkshire fuhr und dort mit Dee ins Gespräch kam. Obwohl diese einige Jahre älter war als sie, waren sie zusammen zur Grundschule gegangen. Dee hatte damals ein blaues Auge und zahlreiche Blutergüsse gehabt und mit ihren Zwillingen im Frauenhaus gewohnt, weil sie vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflohen war. Jade und Davis waren inzwischen fünf und gingen in die Vorschule. In der Kleinstadt, in der Billie ein Reihenhaus gekauft hatte, hatten sie alle einen neuen Anfang gemacht.

Und das Leben ist schön, sagte Billie sich energisch, die Kaffeetasse in der Hand, während Dee sich darüber beklagte, dass Jade zu viel Hausaufgaben machen musste. Dieses Leben ist ganz normal und ruhig, überlegte Billie weiter, während im Hintergrund die Waschmaschine lief und die Kinder nebenan saßen und fernsahen. Es hatte zwar keine Höhen, aber auch keine Tiefen.

Niemals würde sie jene Wochen vergessen, in denen sie am absoluten Tiefpunkt angelangt war. Sie war in Depressionen verfallen und hatte keinen Ausweg mehr gewusst. Doch letztendlich hatte es dieser beängstigenden Entwicklung bedurft, damit sie irgendwann Licht am Ende des Tunnels sah und wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken konnte. Strahlend betrachtete sie Theo.

„Es ist nicht gut, ein Baby so zu lieben“, warnte ihre Cousine sie stirnrunzelnd. „Kinder werden groß und gehen irgendwann aus dem Haus. Theo ist wirklich ein süßes Baby, Billie, aber du kannst nicht dein ganzes Leben nach ihm ausrichten. Du brauchst einen Mann …“

„Ich brauche einen Mann wie ein Fisch ein Fahrrad“, konterte Billie, denn ihre einzige richtige Beziehung bisher hatte sie für immer kuriert. „Und das sagt die Richtige.“

Dee, eine große, sehr schlanke Blondine mit grauen Augen, schnitt eine Grimasse. „Ich bin mit dem Thema durch.“

„Genau“, bestätigte Billie.

„Aber ich habe nicht so viele Chancen wie du“, wandte Dee ein. „An deiner Stelle würde ich jeden Abend mit einem anderen Mann ausgehen!“

Theo umfasste Billies Beine und versuchte aufzustehen. Wenn man bedachte, dass er wegen einer Fehlstellung der Hüften monatelang eine Gipsschiene hatte tragen müssen, entwickelte er sich sehr schnell. Flüchtig erinnerte er sie stark an seinen Vater, und das gefiel ihr überhaupt nicht, weil sie nicht an die Vergangenheit und die Fehler, die sie begangen hatte, denken wollte. Sie hatte eine harte Lektion gelernt und sich gezwungen weiterzumachen.

Frustriert betrachtete Dee ihre Cousine. Billie Smith übte eine enorme Anziehungskraft auf Männer aus. Schlank und dennoch mit Kurven an den richtigen Stellen, langen dunkelblonden Locken und einem außergewöhnlich hübschen Gesicht, strahlte Billie die natürliche Wärme und den ebensolchen Sex-Appeal aus, die auf Männer unwiderstehlich wirkten. Sie wurde überall angesprochen – im Supermarkt, auf Parkplätzen oder auf der Straße. Wäre Billie nicht so bescheiden und liebenswert gewesen, wäre sie sicher von Neid zerfressen gewesen, wie Dee glaubte. Um ihre unglückliche längere Affäre mit dem ebenso rücksichtslosen wie egoistischen Mistkerl, der ihr das Herz gebrochen hatte, hätte sie sie...