Workshop Naturfotografie vor der eigenen Haustür - Die geheimen Profi-Tricks. Tier-, Makro- und Landschaftsfotografie in Deutschland & drumherum

Workshop Naturfotografie vor der eigenen Haustür - Die geheimen Profi-Tricks. Tier-, Makro- und Landschaftsfotografie in Deutschland & drumherum

von: Radomir Jakubowski

Humboldt, 2020

ISBN: 9783869101019 , 256 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Mac OSX,Windows PC für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 25,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Workshop Naturfotografie vor der eigenen Haustür - Die geheimen Profi-Tricks. Tier-, Makro- und Landschaftsfotografie in Deutschland & drumherum


 

AUFNAHMETECHNIK


Nachdem Sie einen Überblick über die nötige Ausrüstung gewonnen haben, geht es jetzt um die Anwendung: Datenformate, technische Einstellungen, Kameramodi, Fokusarten, die richtige Belichtung und praktische Apps: Wenn Sie all das beherrschen, steht guten Bildern nichts mehr im Wege.

JPEG oder RAW?


Nutzen Sie immer das RAW-Format Ihrer Kamera. Das JPEG-Format komprimiert Ihre Bilder, wohingegen das RAW die unkomprimierten Daten Ihres Kamerasensors speichert. Das JPEG-Format kann lediglich eine 8-Bit-Farbtiefe pro Farbkanal (RGB – Rot, Grün, Blau) aufnehmen, wohingegen das RAW-Format je nach Kameramodell eine 12- bis 14-Bit-Farbtiefe aufnimmt. Das klingt im ersten Moment marginal, bedeutet jedoch, dass das JPEG 256 Farbabstufungen darstellen kann, wohingegen ein 12- bzw. 14-Bit-RAW 4096 bzw. 16384 Farbabstufungen je Farbe wiedergeben kann. Entsprechend lassen sich RAW-Dateien deutlich besser und verlustfreier bearbeiten.

Der einzige Nachteil des RAW-Formats ist, dass seine Dateigröße deutlich größer ist und RAW-Dateien einer Entwicklung am PC bedürfen.

PROFITIPP

In der Zeit, die Sie für die Umstellung von JPG nach RAW brauchen, speichern Sie doch einfach parallel beide Formate. Dann haben Sie später von Ihren heutigen Lieblingsbildern bereits ein RAW und können dies ggf. verwenden.

Blende, Verschlusszeit und ISO


Die Beschäftigung mit Blende, Verschlusszeit und ISO wirkt auf den ersten Blick langweilig und kompliziert, stellt jedoch die Grundlage der Fotografie dar und ist gar nicht so schwer zu durchschauen, wenn man den Zusammenhang verstanden hat.

Die Fotografie hat eine Währung, diese nennt sich Blendenstufe. Das meiste, was in der Fotografie passiert, wird in Blendenstufen errechnet und angegeben. Die klassische Blendenreihe lautet:

Blendenreihe

1.0 1.4 2.0 2.8 4.0 5.6 8.0 11 16 22 32 45

Wer zum Merken eine mathematische Definition der Blendenreihe benötigt: Die Blendenreihe beginnt mit 1,0 und errechnet sich immer durch die Multiplikation des Wertes mit der Wurzel aus 2. Alle anderen sollten einfach die Blendenreihe auswendig lernen.

Zwischen jedem Wert dieser Blendenreihe liegt genau eine Blendenstufe.

Blende


Die Blende im Objektiv bestimmt, wie viel Licht auf den Kamerasensor fällt. Hier gilt:

Je geschlossener die Blende im Objektiv, also je größer die Blendenzahl, umso weniger Licht fällt auf den Sensor. Man spricht von Abblenden oder Blende schließen. Durch das Abblenden vergrößert sich die Schärfentiefe.

Je offener die Blende, also je kleiner die Blendenzahl, umso mehr Licht fällt den Sensor. Man spricht von Blende öffnen. Wird der kleinstmögliche Wert des Objektivs gewählt, nennt man das Offenblende. Durch das Öffnen der Blende verringert sich die Schärfentiefe, und die Freistellung wird besser.

SCHÄRFENTIEFE

Die Schärfentiefe (häufig auch Tiefenschärfe genannt) wird definiert als ein Maß für die Ausdehnung des scharfen Bereichs im Bild. Die Schärfentiefe wird durch die Wahl der Brennweite, des Abbildungsmaßstabs und der Blende beeinflusst. Ganz einfach gesagt: Die Schärfentiefe ist der Bereich, in dem Ihr Bild scharf ist.

offene Blende/niedrige Blendenzahl → wenig Schärfentiefe

geschlossene Blende/hohe Blendenzahl → große Schärfentiefe

Verschlusszeit


Die Verschlusszeit, auch Belichtungszeit genannt, definiert den Zeitraum, in dem Licht auf den Kamerasensor fällt:

Je länger die Verschlusszeit, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass ein bewegtes Motiv unscharf dargestellt wird oder es zu Verwacklungen kommt.

Je kürzer die Verschlusszeit, umso besser können Sie schnelle Bewegungen einfrieren.

Die Verschlusszeit lässt sich in Blendenstufen beschreiben: Zwischen der Verdoppelung und der Halbierung der Verschlusszeit liegt jeweils genau eine Blendenstufe. Wenn Sie also beispielsweise mit einer Verschlusszeit von 1/500 sek bei einer Blende von f/8 ein Bild machen, ergäbe sich für das Öffnen der Blende um eine Blendenstufe auf f/5.6 eine halbierte Verschlusszeit von 1/1000 sek, damit genauso viel Licht auf den Sensor fallen kann.

Außerdem gilt, um Verwacklungen zu vermeiden: Wählen Sie mindestens eine Verschlusszeit von 1/Brennweite, also z. B. bei einer Brennweite von 100 mm mindestens 1/100 sek für die Aufnahme.

ISO


Der ISO-Wert gibt die eingestellte Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors an. Je höher der ISO-Wert, umso lichtsensibler ist Ihr Sensor eingestellt. Der ISO-Wert lässt sich ebenfalls in Blendenstufen beschreiben: Zwischen der Verdoppelung und der Halbierung des ISO-Wertes liegt immer genau eine Blendenstufe. Das heißt: Wenn Sie z. B. die Blende f/5.6 gewählt und dazu eine ISO von 200 eingestellt haben, müssten Sie, sobald Sie die Blende um eine Blendenstufe weiter auf f/4.0 öffnen, die ISO auf 100 senken, damit das Bild gleich hell bleibt, weil auf den Sensor nun mehr Licht fällt und die Empfindlichkeit erhöht ist.

Für die bestmögliche Bildqualität ist es wichtig, dass Sie die ISO immer so gering wie möglich und so hoch wie nötig einstellen. Denn mit steigendem ISO-Wert steigt auch das Bildrauschen (die Körnung im Bild) an und der Dynamikumfang nimmt ab. Solange keine Verwacklung droht, sollten Sie also wann immer möglich die ISO verringern und somit die Verschlusszeit verlängern.

NATIVE ISO

Die native ISO ist diejenige ISO, bei der der Dynamikumfang und die Bildqualität Ihrer Kamera am besten sind. Alle davon abweichenden ISO-Werte werden während der Auslesung des Sensors errechnet und liefern eine schlechtere Bildqualität. Der native ISO-Wert ist in der Regel der kleinste ISO-Wert, den Sie ohne erweiterte Einstellungen einstellen können. Je nach Kameramarke und Modell liegt er bei 64, 100 oder 200.

Die Wirkung von Blende, Verschlusszeit und ISO

Blende, Verschlusszeit und ISO kombiniert


Grundsätzlich gilt:

Wenn möglichst viel scharf sein soll, stellen Sie einen großen Blendenwert ein (z. B. für Landschaftsfotos).

Wenn möglichst wenig scharf sein soll, Sie also etwas freistellen wollen, stellen Sie einen möglichst kleinen Blendenwert ein (z. B. für Porträts, Tiere, Pflanzen).

Um den Zusammenhang zwischen diesen drei Parametern noch einmal zu veranschaulichen, folgen hier weitere Beispiele. Nehmen Sie am besten Ihre Kamera zur Hand und probieren Sie das Spiel mit Blende, Verschlusszeit und ISO gleich selbst aus:

Stellen Sie sich vor, Sie haben die Blende f/5.6, eine Verschlusszeit von 1/1000 sek und ISO 200 eingestellt und möchten nun stärker freistellen, also weniger Schärfentiefe im Bild haben. Dazu verändern Sie die Blende auf f/4.0, öffnen also die Blende um eine Blendenstufe. Dadurch fällt mehr Licht auf den Sensor, Sie müssen also, damit Ihr Bild nicht heller wird, über die Verschlusszeit oder die ISO dieses zusätzliche Licht wieder herunterregeln. Dazu können Sie entweder die Verschlusszeit auf 1/2000 sek verdoppeln oder den ISO-Wert auf 100 halbieren.

Noch ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie wollen bei 1/1000 sek und ISO 200 die Schärfentiefe vergrößern und entsprechend von f/5.6 auf f/11 abblenden. Damit schließen Sie die Blende um zwei Blendenstufen, es kommt also weniger Licht auf den Sensor. Damit das Bild identisch hell bleibt, müssen Sie nun mehr Licht aufsammeln, entweder über die Verschlusszeit oder die ISO. Das bedeutet: Sie halbieren die Verschlusszeit zweimal, stellen also entweder 1/250 sek ein oder verdoppeln den ISO-Wert zweimal, vervierfachen diesen also auf ISO 800. Sie können aber auch mit allen drei Komponenten jonglieren und die Verschlusszeit halbieren und den ISO-Wert verdoppeln, also entsprechend 1/500 sek und ISO 400 einstellen. Alle drei Einstellungen würden ein identisch belichtetes Bild erzeugen.

FALSCHE BELICHTUNG VERMEIDEN

Wenn die Helligkeit Ihres Bildes unverändert bleiben soll, Sie aber einen der Parameter Blende, Verschlusszeit oder ISO verändern möchten, müssen Sie immer mindestens einen weiteren Parameter anpassen.

Freistellung und Bokeh


Unter Freistellung versteht man die Möglichkeit, ein Objekt vom Hintergrund freizustellen, das Hauptmotiv also scharf und den Hintergrund unscharf erscheinen zu lassen. Vereinfacht lässt sich sagen:

Je kleiner die Blendenzahl, also je größer die Blendenöffnung, umso geringer die Schärfentiefe und umso besser die Freistellung.

Außerdem gilt: Je länger die Brennweite und je größer die Blendenöffnung (= kleine Blendenzahl), umso...