30 Minuten Stephen R. Coveys Die 7 Wege zur Effektivität

30 Minuten Stephen R. Coveys Die 7 Wege zur Effektivität

von: Jan Kuipers, Ben Tiggelaar

Gabal Verlag, 2020

ISBN: 9783967400069 , 96 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 7,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

30 Minuten Stephen R. Coveys Die 7 Wege zur Effektivität


 

2.Wachsen zur Unabhängigkeit


Die ersten drei Wege sind dem Paradigma der Unabhängigkeit zugeordnet. Sie leisten einen Beitrag zum privaten Erfolg.

2.1Erster Weg: Pro-aktiv sein


Der erste Weg handelt von der menschlichen Fähigkeit, das Denken und Handeln selbst zu bestimmen. Es ist ein Schritt auf dem Weg zur Autonomie.

Nur der Mensch, sagt Covey, hat Selbstbewusstsein: die Fähigkeit, über seinen eigenen Denkprozess nachzudenken. Wir können uns darüber, wer wir sind und wie wir uns verhalten, Gedanken machen. Entsprechend können wir auch unser Denken und Handeln lenken und verändern.

Covey weist darauf hin, dass viele Menschen ihr alltägliches Verhalten mit einem einfachen „Reiz-Reaktions-Modell“ erklären, als ob sie willenlose Opfer der Umstände wären. Es gibt drei bedeutende Theorien innerhalb dieses Ansatzes. Nach der Theorie des „genetischen Determinismus“ erben wir unser Verhalten von unseren Vorfahren. Dem „psychischen Determinismus“ zufolge wird unser Charakter durch Erziehung und Erfahrungen gebildet. Und nach Auffassung des „Umwelt-Determinismus“ reagieren wir in erster Linie auf die Menschen und die Entwicklungen um uns herum. Aber das ist nicht die ganze Geschichte, sagt Covey.

Zwischen Reiz und Reaktion

Covey glaubt, dass das „reaktive Modell“ nur einen Teil der Wirklichkeit abbildet. Zwischen dem Reiz, den wir empfangen, und unserer Reaktion darauf liege die Freiheit, diese Reaktion zu wählen. Er illustriert dies anhand der Lebensgeschichte des jüdischen Psychiaters Viktor Frankl. Frankl hat als Einziger aus seiner Familie die Konzentrationslager überlebt. In dieser schrecklichen Lage entdeckte er das, was er selbst als „die ultimative menschliche Freiheit“ bezeichnete: die Freiheit, seine eigene Reaktion bewusst zu wählen. Frankl entschied sich dafür, seine Aufmerksamkeit auf die Zukunft zu richten und nicht auf die schlimme Situation, in der er sich befand. Er sah sich selbst als jemanden, der Studenten darüber berichtete, was er aus den Gräueln in den Lagern gelernt hatte. Das verlieh ihm eine enorme innere Kraft, und er inspirierte unzählige Menschen in seinem Umfeld.

Coveys Auffassung nach verfügt der Mensch neben Selbstbewusstsein auch über Vorstellungskraft, ein Gewissen und einen freien Willen. Diese Elemente bestimmen unsere Entscheidungsfreiheit. Er nennt dies Pro-Aktivität. Covey zufolge umfasst Pro-Aktivität mehr als nur das Ergreifen von Initiativen. Es bedeutet, für sein eigenes Denken, sein eigenes Handeln und sein eigenes Leben verantwortlich zu sein. Man ist kein willenloses Opfer der Umstände. Man ist in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen und damit Einfluss zu nehmen auf sein Leben und die Welt, die einen umgibt.

Verantwortung ist also buchstäblich die Fähigkeit, die eigene Antwort zu wählen. Pro-aktive Menschen sind sich dieser Fähigkeit bewusst. Natürlich gibt es Dinge, die uns wirtschaftlich, emotional oder körperlich beeinträchtigen können. Aber es hängt von unserer eigenen Reaktion ab, ob uns das, was mit uns passiert, in unserem tiefsten Wesen berührt. Wo sich reaktive Menschen stark von den Umständen beeinflussen lassen (wie dem Wetter, dem Verhalten anderer Menschen oder ihren eigenen impulsiven Regungen), wählen pro-aktive Menschen bewusst ihre Reaktion.

Selbst die Initiative ergreifen

Die Initiative zu ergreifen liegt eigentlich in der Natur des Menschen, sagt Covey, aber viele Menschen warten, bis etwas von selbst geschieht oder bis sie Hilfe von außen bekommen. Sie verhalten sich reaktiv, wie Opfer der Umstände. Pro-aktive Menschen suchen hingegen selbst nach einer Lösung. Pro-Aktivität ist die Grundlage für die anderen sechs Wege. Denn alle Wege erfordern von uns, dass wir bewusst denken und handeln.

Ob man pro-aktiv oder reaktiv ist, lässt sich aus der Sprache, die man verwendet, ableiten. Reaktive Menschen sagen Dinge wie: „Ich kann da nichts tun“, „So bin ich nun einmal“ und „Er macht mich so wütend“, während pro-aktive Menschen unter den gleichen Umständen sagen: „Lass mich mal schauen, was möglich ist“, „Ich kann es auch anders angehen“ und „Ich entscheide selbst über meine Gefühle“.

Covey erzählt, in einem seiner Seminare war ein Mann, der um seine Ehe besorgt war. Er befürchtete, er und seine Frau hätten keine Gefühle mehr füreinander. Auf die Frage, was er tun solle, antwortete Covey: „Lieben Sie sie.“ „Lieben“ ist ein Tätigkeitswort. Liebe – das Gefühl – ist das Resultat dieses Tuns. Pro-aktive Menschen sehen Liebe als etwas an, das man tut. Man hört zu, man ist mitfühlend, man gibt dem anderen Raum.

Abb. 2: Einfluss- und Interessenbereich

Wie pro-aktiv man ist, stellt man fest, wenn man sich ansieht, worin man die meiste Energie investiert. Es gibt alle möglichen Dinge, die uns zwar betreffen, auf die wir aber keinen nennenswerten Einfluss ausüben können: die Ökonomie, Probleme bei der Arbeit, das Wetter. Diese Themen liegen in unserem Interessenbereich. Auf andere Dinge können wir wirklich Einfluss nehmen. Sie liegen in einem zweiten, kleineren Kreis: dem Einflussbereich.

Reaktive Menschen beschäftigen sich hauptsächlich mit dem ersten Kreis, dem Interessenbereich. Sie verwenden ihre Energie für Dinge, die sie nicht ändern können, statt für die Dinge, die sie beeinflussen können. Dadurch wird ihr tatsächlicher Einfluss immer geringer. Pro-aktive Menschen konzentrieren sich auf ihren Einflussbereich. Sie achten auf die Dinge, auf die sie wirklich einwirken können. Durch diese positive Energie vergrößern sie ständig ihren Einfluss.

Nach Covey lassen sich die Probleme, mit denen wir im Leben konfrontiert werden, in drei Kategorien einteilen:

1.Probleme, auf die man direkten Einfluss hat; dabei geht es um das eigene Verhalten.

2.Probleme, auf die man indirekt Einfluss hat; sie werden durch das Verhalten anderer verursacht.

3.Probleme, auf die man keinen Einfluss hat.

Die Kategorie „direkter Einfluss“ ist mit dem ersten, zweiten und dritten Weg und damit mit dem „privaten Erfolg“ verbunden. Die Kategorie „indirekter Einfluss“ ist mit dem vierten, fünften und sechsten Weg und dem „öffentlichen Erfolg“ verbunden. Die Kategorie der Probleme, auf die wir „keinen Einfluss“ haben, müssen wir mit einem Lächeln hinnehmen. Covey zitiert das Stoßgebet der Anonymen Alkoholiker: „Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Den Einflussbereich erweitern

Covey arbeitete einmal als Berater für ein Unternehmen, das von einem Manager geleitet wurde, der seine Mitarbeiter wie Laufburschen behandelte. Er erklärte ihnen immer wieder ausführlich, was sie zu tun hatten. Die meisten Mitarbeiter verhielten sich reaktiv. Untereinander klagten sie über das Verhalten ihres Chefs, unternahmen aber keine weiteren Schritte. Ein Mitarbeiter ging anders vor. Er war seinem Chef immer einen Schritt voraus. Wenn sein Chef um eine Analyse bat, gab er nicht nur die gewünschten Antworten, sondern fügte auch noch einige eigene Erkenntnisse hinzu. Er stellte sich darauf ein, was sein Chef eigentlich wollte. Immer öfter fragte der Manager diesen Mitarbeiter nach seiner Meinung. Durch pro-aktives Handeln hatte der Mitarbeiter seinen Einflussbereich erweitert.

Covey zufolge wird der Interessenbereich vom „Haben“ bestimmt. Reaktive Menschen treffen Aussagen wie: „Wenn ich nur nicht so einen ungeduldigen Partner hätte.“ Oder: „Wenn ich nur etwas mehr Zeit für mich hätte.“ Sie hoffen auf eine Veränderung von außen. Proaktive Menschen sagen hingegen zum Beispiel: „Ich kann ein wenig geduldiger sein.“ Indem Sie sich selbst verändern, können Sie Veränderungen in Ihrem Umfeld bewirken. Es geht hier um Veränderung von innen heraus – um das „Sein“.

Es gibt vielerlei Möglichkeiten, um an seinem Einflussbereich zu arbeiten: besser zuhören, seinen Partner lieben, intensiver lernen, mit mehr Hingabe arbeiten, Fehler schnell erkennen und korrigieren. Eine wesentliche Form, sich selbst darin zu üben, pro-aktiv zu handeln, besteht...