Verbotene Liebe mit Dr. Rodriguez

Verbotene Liebe mit Dr. Rodriguez

von: Alison Roberts

CORA Verlag, 2020

ISBN: 9783733718121 , 130 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 2,49 EUR

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Verbotene Liebe mit Dr. Rodriguez


 

1. KAPITEL

„Nein!“

Ein einziges Wort unterstrich den dramatischen Auftritt, als der hochgewachsene Mann in Laylas Büro stürmte und ihr ein Blatt Papier auf den Schreibtisch knallte.

Alex Rodriguez war wütend. Das dichte tintenschwarze Haar war zerzaust, dunkle Augen fixierten Layla zornig.

Sie widerstand dem Drang, aufzustehen. Vielleicht hätte sie sich größer gefühlt, mutiger – oder aber verraten, was Alex nicht wissen sollte: dass er sie verunsicherte. Immer noch.

Beruhigt, dass ihre Hand nicht zitterte, griff sie nach dem Ausdruck. Sie selbst hatte die Mail heute Morgen an alle leitenden Mediziner hier am Angel Mendez Children’s Hospital geschickt.

„Das ist die Tagesordnung für die nächste monatliche Fallbesprechung.“

„Und du hast mich als ersten Redner draufgesetzt.“ Alex verschränkte die Arme vor der muskulösen Brust. „Meine Antwort ist Nein. Ich lehne die Einladung ab.“

„Es ist keine Einladung“, erwiderte sie scharf. „Mit diesem Fall will ich das Treffen eröffnen. Tut mir leid, wenn es dir nicht gefällt, aber es ist dein Patient, Alex. Deshalb präsentierst du den Fall. Ende der Geschichte.“

Ein grimmiges Schnauben war die Antwort, und es sah aus, als wollte der leitende Chefarzt der Neurochirurgie kommentarlos aus dem Zimmer verschwinden. Genauso zornig, wie er gekommen war. Stattdessen blieb er an dem breiten Panoramafenster stehen. Nahm er den grandiosen Blick auf den New Yorker Central Park wahr, über dem sich ein strahlend blauer Oktoberhimmel spannte?

Eine Aussicht, die zu den Vorzügen ihrer Position als neue Leiterin der Pädiatrie in diesem renommierten Kinderkrankenhaus gehörte. Ihr Traumjob – dem vor wenigen Wochen noch das Aus drohte, hätte Alex sich nicht für sie stark gemacht.

„Was zum Teufel hast du vor, Layla?“

Anscheinend war die ärgerliche Frage bis ins Vorzimmer gedrungen, denn keine fünf Sekunden später erschien ihre Sekretärin mit besorgter Miene an der Tür.

Layla lächelte verhalten. „Stellen Sie bitte vorerst keine Anrufe durch, Monica.“

Taktvoll wurde die Tür geschlossen.

„Also?“ Alex wandte sich ihr zu um, und diesmal erhob sich Layla.

Langsam kam sie um ihren Schreibtisch herum und blieb stehen. Sie wagte es nicht, Alex noch näher zu kommen. Weil die gemeinsame Vergangenheit wie eine bedrohliche Warnung zwischen ihnen lag? Eine Büchse der Pandora, die unter allen Umständen geschlossen bleiben musste?

Oder war es vielmehr die Erinnerung an das, was passiert war, als sie Alex unverhofft am Angel’s wiedersah? An den heftigen Streit und den leidenschaftlichen Kuss, der darauf folgte? Das Feuer, das früher zwischen ihnen gebrannt hatte, war längst nicht erloschen. Ein Funke genügte, um es wieder auflodern zu lassen.

Aber das durfte nicht sein.

Ihre Vergangenheit hatte den Job gefährdet, den sie sich immer gewünscht hatte. Wie naiv sie doch gewesen war. Hatte sie wirklich geglaubt, eine gehobene Position annehmen zu können, ohne den Vorfall zu erwähnen, der vor fünf Jahren beinahe Alex’ Karriere zerstört hätte? Ein Vorfall, an dem sie beteiligt gewesen war und für den Alex sich vor Gericht verantworten musste.

Inzwischen war die Gefahr gebannt. Jetzt mussten sie lernen, wie normale Kollegen miteinander umzugehen.

„Ich wollte die Tagesordnung mit dir besprechen“, erklärte sie sachlich. „Aber du hattest keine Zeit, als ich letzte Woche einen Termin vorschlug.“

„Ich war beschäftigt.“

Er konnte sie nicht täuschen. Alex war ihr aus dem Weg gegangen.

Seit jenem Kuss.

Warum machte er dann einen Aufstand wegen der Fallbesprechung? Er hätte Ryan O’Doherty, seinen Stellvertreter, hinschicken können.

„Es ist kein aktueller Fall“, meinte er. „Und der Eingriff war ein Erfolg.“

Eben, dachte sie.

Wozu die Vergangenheit wieder aufwühlen? Die Erinnerung an den kleinen Jungen, dessen Behandlung Alex und sie zusammengeführt hatte? An einen nahezu inoperablen Hirntumor, die winzige Chance, die in einen Fehlschlag mündete? Jamie Kilpatrick war gestorben, und seine Familie hatte Alex angezeigt. Am Ende sprach man ihn von jeder Schuld frei, doch Layla war schon nicht mehr für ihn da gewesen. In der Nacht vor Jamies Operation hatte sie die Affäre beendet.

„Genau deshalb habe ich ihn ausgesucht“, entgegnete sie. „Manchmal ist es gut, einen Triumph zu reflektieren. Und Liams Behandlung war ein Triumph“, betonte sie.

„Es gibt noch andere.“

„Aber keine, die so viele Leute interessiert.“

Der Hirntumor des Neunjährigen war selten und derart kompliziert gewesen, dass sich im ganzen Land kein Chirurg fand, der operiert hätte. Das Angel’s war die letzte Hoffnung der verzweifelten Eltern gewesen. Damit Dr. Rodriguez seine legendären Fähigkeiten einsetzte, um ihrem kleinen Sohn eine Überlebenschance zu geben. Deshalb wäre es auch egal gewesen, ob Ryan darüber berichtet hätte. Hier wusste sowieso jeder, wer der wahre Held war.

„Der Fall wird danach ausgesucht, wie außergewöhnlich er ist“, fuhr sie fort. „Die Geschichte war in aller Munde, und ich habe gehört, dass du darüber einen Artikel in einer der Top-Fachzeitschriften vorbereitest. So etwas baut die Leute auf.“ Ein gutes Gegengewicht zu den niederschmetternden Erlebnissen, die keinem Mediziner hier erspart blieben.

„Hol jemand anders ins Scheinwerferlicht, Layla“, kam die barsche Antwort. „Irgendeiner wird sich fragen, warum du mich ausgesucht hast. Über mich wurde in letzter Zeit viel geredet, und das reicht mir.“ Alex sah sie eindringlich an. „Der Tratsch über den Fall Kilpatrick war schlimm genug. Was ist, wenn die Leute sich auch noch das Maul darüber zerreißen, dass ich damals eine Affäre mit einer verheirateten Frau hatte? Was meinst du, was das für meinen Ruf bedeutet?“

Unter seinem zornigen Blick wäre jeder zusammengezuckt.

Layla drückte die Schultern durch.

„Ich habe mich hier beworben, weil ich einen Neuanfang brauchte“, fügte er hinzu. „Deshalb werde ich es nicht zulassen, dass du meinen Namen in den Schmutz ziehst.“

Was zum …?

Okay, ihr Plan hatte nicht funktioniert. Gerade um den Tratsch zu ersticken, wollte sie Alex Gelegenheit geben, seine Kompetenz zu unterstreichen und sich noch mehr Respekt zu verschaffen.

Dass er ihr jetzt vorwarf, seinen Ruf schädigen zu wollen, brachte sie auf die Palme. „Du bist nicht der Einzige, der am Angel’s einen Neuanfang machen wollte!“, fuhr sie ihn an. „Und du wirst nicht vergessen haben, dass ich diese verheiratete Frau war. Mir liegt genauso wenig daran wie dir, dass das publik wird!“

„Dann bleib weg von mir.“

Layla stieß einen ungläubigen Laut aus. „Du bist in mein Büro gekommen!“

„Weil du nicht einfach Fakten schaffen kannst.“

„Du hast ganz andere Fakten geschaffen, mit denen wir klarkommen müssen“, entgegnete sie. „Wir arbeiten im selben Krankenhaus. Wieder einmal.“ Layla holte tief Luft. „Eine unglückliche Fügung, das gebe ich zu, aber du hattest die Chance, mich loszuwerden. Vielleicht hätten sie mich gefeuert, wenn du dich nicht für mich eingesetzt hättest.“

„Ich habe es nicht getan, damit du hierbleiben und deinen Job behalten kannst.“

Nein, natürlich nicht. „Weshalb dann?“

„Weil ich mir von der Vergangenheit nicht die Zukunft bestimmen lasse. Der Kilpatrick-Fall hat genug Schaden angerichtet. Und ich habe mich für dich eingesetzt, weil … es richtig war.“

Ihm dafür zu danken war ihrer Meinung nach auch wichtig und richtig gewesen. Aber Alex hatte es nicht zugelassen. Jetzt war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie ihm überhaupt danken wollte. Hatte er nicht gerade signalisiert, dass die Vergangenheit für ihn keine Rolle mehr spielte? Und dazu gehörte auch, was zwischen ihnen gewesen war …

Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Wir müssen nun mal zusammen arbeiten. Ich bin nicht bereit, einen Job aufzugeben, den ich gerade erst bekommen habe.“

„Ich auch nicht.“

Er war immer noch wütend. Layla spürte es, obwohl sie in sicherer Distanz zu ihm stand. Und noch mehr. Alex war nicht nur ehrgeizig, er hatte auch das Zeug zum Erfolg. Ein hochintelligenter Mann, voller Energie und Tatkraft, die ihm eine unwiderstehliche Ausstrahlung verliehen. Alex Rodriguez besaß ein Charisma, dem sich nur wenige entziehen konnten.

Das Schweigen dehnte sich. Was hätten sie auch sagen sollen? Die Vergangenheit zählte nicht. Wenn sie mit der Gegenwart klarkommen wollten, mussten sie sich auf die Zukunft konzentrieren.

So einfach ist das nicht, klopften leise Zweifel an. Layla verdrängte sie. „Okay, dann sollten wir uns wie vernünftige Kollegen verhalten. Die Tagesordnung für das Treffen steht. Ich freue mich darauf, Ihre Präsentation zu hören, Dr. Rodriguez.“

Alex sagte nichts. Ein finsterer Blick war alles, was er ihr gönnte, bevor er sich abwandte und ihr Büro verließ.

Zwei Tage später füllte sich der kleine Vortragssaal in der Nähe des OP-Trakts langsam mit Zuhörern. Einige hatten Kaffeebecher und Papiertüten mit Sandwichs in der Hand, andere lasen Mitteilungen auf ihren Pagern. Notizblock und Kugelschreiber würde jeder von ihnen dabeihaben.

Tyler Donaldson, Säuglingsarzt und ein alter Freund aus der texanischen Heimat, begleitete seine hochschwangere Verlobte Eleanor zu einem der...