Astro-Power - Es steht in deinen Sternen - Wie du mit Astrologie dein wahres Potenzial erkennst und lebst

Astro-Power - Es steht in deinen Sternen - Wie du mit Astrologie dein wahres Potenzial erkennst und lebst

von: Chani Nicholas

Goldmann, 2021

ISBN: 9783641271435 , 304 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 9,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Astro-Power - Es steht in deinen Sternen - Wie du mit Astrologie dein wahres Potenzial erkennst und lebst


 

EINFÜHRUNG

Gesehen werden

Als ich die Astrologie entdeckte, fühlte ich mich zum ersten Mal richtig gesehen. Damals war ich acht Jahre alt und lebte in einer kleinen Stadt am Fuße der Rocky Mountains. Ich war umgeben von der unbeschreiblichen Schönheit der Natur und dem gnadenlosen Trümmerhaufen der Sucht. Einen Großteil meiner Kindheit verbrachte ich allein und auf mich gestellt. Während die Erwachsenen in meinem Leben Partys feierten und sich mit Begeisterung selbst kaputtmachten, sah ich die Bill-Cosby-Show und träumte von einem Leben mit Eltern, Geschwistern, Großeltern, ja einer ganzen Ahnenreihe, die mich als eine der ihren auswies. Wenn die Partyleute zu mir nach Hause kamen, fühlte ich eine andere Art von Einsamkeit. Eine Überdosis, ein tödlicher Unfall, ein Schuss, eine Verurteilung. Schon mit fünf wusste ich, wie Kokain schmeckt. Ich wusste, dass ich niemandem sagen durfte, was sich bei uns zu Hause abspielte. Und ich hatte ständig Angst. Also versteckte ich mich. Ich verkroch mich in jedem Badezimmer, dessen Tür ich verriegeln konnte. Und ich versteckte mich in einer selbst gebastelten Persönlichkeit – unnahbar, sarkastisch und distanziert. Ich versteckte mich, um mein hochsensibles und durchlöchertes Selbst vor den scharfen Kanten der Erwachsenenprobleme zu schützen, die meine Kindheit zerfetzten.

In dem Chaos, das mein Umfeld laufend anrichtete, konnte es durchaus vorkommen, dass ich mich in einer halb verfallenen Hütte an einem Feldweg wiederfand, mit Erwachsenen, mit denen ich nichts zu tun haben wollte, und Vorfälle miterlebte, auf die ich mir keinen Reim machen konnte. Bei so einer Gelegenheit schloss ich an einem schicksalsschwangeren Tag Bekanntschaft mit der Astrologie. Eine vollkommen fremde weiße Frau mit struppigem Haar und dem Ausdruck der Ungeliebten in den Augen gab mir ein Geschenk, das ich nie mehr vergaß. Nur anhand meines Geburtsdatums las sie mir die Sterne. Mit funkelnden Augen sah sie mich an und meinte: »Du bist sehr wertend.«

»Ja! Ja, genau«, dachte ich stolz.

Ich hatte eigentlich keine Ahnung, was das hieß, aber das Wort hallte in mir wider, denn ich erkannte, was sie damit meinte. Sie sah mich als Person, die sich von ihrer Umgebung unterschied. Sie sah, dass ich jene Art von Urteilsvermögen besaß, das den Menschen um mich herum fehlte. Ich hatte Wertmaßstäbe, und mit deren Hilfe würde ich meinen Weg heraus aus diesem Chaos finden.

Obwohl ich die Frau nie wiedersah, gab dieser kurze Austausch mir etwas, an dem ich mich festhalten konnte. Ein Stückchen Ariadnefaden – aber wenn das alles ist, was du in der Hand hast, fühlt das Fädchen sich an wie gesponnenes Gold. In einer Situation, die leicht mein Untergang hätte sein können, warf jemand einen Blick in ein Buch voller seltsamer Zeichen und Symbole und eröffnete mir mithilfe der Astrologie eine Wahrheit, die mir das Leben retten sollte.

Gesehen zu werden ist für unser Menschsein ganz wesentlich, für unser Wachstum und unsere Fähigkeit, erlittene Traumata zu verarbeiten. Wenn die Astrologie das leistet, schenkt sie uns einen Spiegel, in dem wir sowohl unser bestes Selbst sehen als auch unser Entwicklungspotenzial.

Radikale Selbstakzeptanz

Als ich zwölf Jahre alt war, ließ ich mir zum ersten Mal mein Geburtshoroskop deuten. Mein Vater war mit meiner zweiten Stiefmutter gerade quer durchs Land nach Toronto gezogen. Ich hatte viele Wochenenden mit dieser Frau (mit der ich aufgewachsen war) und ihren beiden Kindern verbracht. Unsere Kindheit verlief weitgehend parallel. Unsere Eltern machten Party, gingen arbeiten und taumelten gemeinsam am Rand des Abgrunds entlang. Wir bekamen die schlimmsten Momente der jeweils anderen mit und überlebten. Die Tatsache, dass mein Vater mit ihr und ihren Kindern aus der Kleinstadt floh, in der wir aufgewachsen waren, bedeutete, dass sie (zumindest ansatzweise) die Gewalt, die Drogen und die Selbstzerstörung, die das Gewebe unserer Kindheit bildeten, hinter sich lassen wollten.

Die traumatischen Bande zwischen uns waren tragfähig. Eine Zeit lang sah es so aus, als könnten wir gemeinsam das bedrückende Leid der letzten zehn Jahre zur Heilung bringen. Wir waren ein zusammengewürfelter Haufen Traumatisierter aus einer Kleinstadt, eine Familie von Außenseitern, die in der großen Stadt die Chance auf ein anderes Leben suchten.

Anita, meine neue Stiefgroßmutter, war Reiki-Meisterin und die faszinierendste, spirituellste, offenherzigste Hexe und Heilerin, die ich je kennengelernt hatte. Außerdem hatte sie eine Reihe von Freunden, die in der Heilkunst ebenso bewandert waren wie sie selbst und mindestens genauso schräg drauf. Hellseher, Astrologen, Reinkarnationsforscher, Künstler und noch mehr von diesen bunten Vögeln umgaben sie und mich, wenn ich in Toronto war. All die Leute, die ich über sie kennenlernte, schienen bestrebt, ein weniger selbstzerstörerisches Leben zu führen. Sie verbrachten ihre Zeit damit, ihre Heilkunst zu vervollkommnen. Sie zu kennen ermöglichte mir einen ersten Ausblick auf ein anderes Leben.

Bald nach unserem Umzug schenkte Anita der Familie eine Horoskopsitzung mit Taina Ketola, einer Astrologin, mit der sie schon gearbeitet hatte. Taina lebte in einem völlig normal aussehenden Haus mitten in einer tristen Vorstadtsiedlung. Doch die Welt, die sie in diesem Haus für mich entwarf, war alles andere als langweilig. Sobald sie anfing, jeden von uns zu beschreiben, war ich wie gebannt. Ich begegnete dieser symbolhaften Sprache zum ersten Mal, aber tief in mir fühlte es sich so an, als hätte ich diese Dinge immer schon gewusst. Sie erklärte uns kenntnisreich und humorvoll die Feinheiten unseres Horoskops, sodass ich schnell verstand, warum jeder/jede von uns mit der neuen Situation ganz unterschiedlich umging und wie jeder/jede das Leben im Allgemeinen anpackte. Die Unterschiede, die sie zwischen uns aufzeigte, halfen mir, meine Beziehungen zum Rest der Familie besser zu verstehen. Und das ist immer nützlich, vor allem in einem neuen Familienverband. Sie hatte ein Buch mit dem Titel The New Astrology (Die neue Astrologie) geschrieben, und mein Vater kaufte es für mich. Es sollte von nun an zu meiner Bibel werden. Für ein Kind wie mich, das auf der Suche nach Anleitung und Weisheit war, wurde die Astrologie auf der Stelle zur Besessenheit. Doch es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis ich sie als meinen Weg akzeptierte.

Ich bin eine Spätzünderin. Eigentlich eher eine Ultraspätzünderin. Astrologen sagten mir vorher, dass dies bei der Position des Saturn in meinem Horoskop möglicherweise der Fall sein würde. Aber wenn man das als junger Mensch gesagt bekommt, ist es schwer zu verstehen. Ich hatte Unmengen Energie, aber ich wusste nichts weiter damit anzufangen, als sie in Therapien zu investieren, in Reiki-Workshops mit Anita, spirituelle Rituale, Selbsthilfebücher, Affirmationen, Meditationen. Ich guckte unzählige Folgen von Oprah, und irgendwo in diesem weiten Feld hatte auch die Astrologie ihren Platz. Meine Zwanziger verbrachte ich sozusagen in einem Brutkasten der Heilmethoden. Meinen Lebensunterhalt verdiente ich mit Arbeit für die Gemeinde, dem Deuten von Horoskopen, Reiki-Sitzungen und in der Gastro. Ich kellnerte, putzte und machte Zeitarbeitsjobs – was immer nötig war, um meine Rechnungen zu bezahlen. Obwohl ich wusste, dass ich mit dem Interpretieren von Horoskopen Geld verdienen konnte, fühlte ich mich weder emotional noch seelisch stark genug, um mich ganz darauf einzulassen. Und das allein war mir auch nicht genug. Es ist eine Ehre, ein Horoskop lesen zu dürfen, aber ich wusste immer, dass ich mir eine größere Bühne wünschte als die Eins-zu-eins-Arbeit. Doch vor dem Aufkommen der sozialen Medien war die größere Bühne einigen wenigen vorbehalten. Das Geschäft, das ich heute betreibe, gab es einfach noch nicht, als ich zwanzig war. Manchmal sind wir auch Spätzünder*innen, weil wir der Welt voraus sind.

Die Wahrheit ist, dass ich mich während des Großteils meines Erwerbslebens verloren fühlte. Mit Anfang dreißig arbeitete ich viel. Ich brachte Leuten jeglicher Couleur Yoga bei – Berühmtheiten, Krebspatienten, Obdachlosen und Menschen in riesigen Gefängnissen. Ich arbeitete zwar als Heilerin, trotzdem fehlte mir das Gefühl der Erfüllung. Ich hatte meinen Lebenssinn noch nicht gefunden, und das trieb mich um. Ich wollte kein Teil der Yoga-Industrie werden. Ich wollte auch keine spirituelle und körperliche Disziplin aus einer Kultur lehren, die nicht die meine war. Ich wollte nicht die x-te Weiße sein, die die indische Spiritualität kulturell für sich in Beschlag nahm. Also suchte ich weiter nach meinem Lebenszweck. Ich jammerte viel. Ich war voller Verbitterung darüber, dass sich vor mir kein leichter Weg auftat.

In der Zwischenzeit hatten sich die Planeten in meine Träume geschlichen. In der Therapie redete ich ständig von astrologischen Dingen, bis meine Therapeutin schließlich meinte: »Weißt du, wenn du über Astrologie redest, leuchtest du förmlich auf. Dann ist der ganze Raum von Energie erfüllt, und du wirkst plötzlich ganz anders auf mich.« Ich starrte sie fassungslos an, genervt, weil sie nicht begriff, wie schwer ich es hatte.

Ich war zutiefst frustriert, total pleite, und jünger wurde ich ja auch nicht. So tat ich, was alle Leute Mitte dreißig tun, wenn ihnen sonst nichts einfällt.

Ich ging wieder zur Schule.

Am California Institute of Integral Studies machte ich meinen Bachelor of Arts. Dank der Unterstützung einiger umsichtiger, mitfühlender und brillanter Lehrer*innen erwachten sowohl mein Sinn für...