Gone to Texas - Stille meine Sehnsucht, Cowboy!

Gone to Texas - Stille meine Sehnsucht, Cowboy!

von: Ruth Jean Dale

CORA Verlag, 2021

ISBN: 9783751513173 , 357 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

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Gone to Texas - Stille meine Sehnsucht, Cowboy!


 

2. KAPITEL

Dani fuhr auf der staubigen Straße hinter Jacks Pick-up her. Der Weg führte durch kleine Wälder, über Hügel hinweg, und dann lag plötzlich die Ranch vor ihnen.

Alle im Auto schwiegen betroffen, bis Toni von der Rückbank ein leises “O nein!”, ausstieß.

Dani biss sich auf die Zähne und hielt auf dem großen gekiesten Platz vor dem Haupthaus an. Rechts von ihnen befanden sich ein paar kleinere Gebäude und eine Scheune, links gab es eine Reihe von Holzhäuschen und einen leeren Swimmingpool.

Das Ganze braucht frische Farbe, dachte Dani. Alle Wände mussten dringend gestrichen werden, denn das eigentlich schöne Haus mit seiner breiten Veranda wirkte mit den abblätternden Farbschichten hoffnungslos heruntergekommen. Die Nebengebäude waren ähnlich vernachlässigt, und die Scheune sah fast unheimlich aus.

Granny räusperte sich. “Ihr werden staunen, was man mit ein bisschen Arbeit aus dieser Ranch machen kann.” Sie bemühte sich um einen überzeugenden Tonfall.

“Aber in der Broschüre …”, beschwerte Niki sich.

Dani öffnete die Wagentür. “Wir werden dafür sorgen, dass die Ranch wieder so aussieht wie in der Broschüre”, verkündete sie entschlossen. “Ein bisschen Arbeit, das klingt für mich allerdings etwas untertrieben.”

“Was auch nötig ist”, warf Toni ein, “wir werden es tun. Vor harter Arbeit sind wir noch nie zurückgeschreckt.”

“Richtig.” Dani stieg aus und reckte sich. Sie bemühte sich, beim Gedanken an ihren Kontostand nicht in Panik auszubrechen.

Die Fahrt von Elk Tooth hierher war lang und anstrengend gewesen. Ohne auf die anderen zu warten, lief Dani zum Anhänger und führte Sundance ins Freie. Als sie wieder zu ihren Schwestern kamen, wirkten die schon besser gelaunt, und auch Jack war bei ihnen.

Er wirkt verschlossen, stellte Dani fest.

“Was denken Sie?”, erkundigte er sich vorsichtig.

Toni befeuchtete die Lippen mit der Zunge. “Es sieht ein bisschen schäbiger aus, als ich erwartet hätte.”

Er nickte. “Das stimmt, aber die Bausubstanz des Hauses ist in Ordnung. Nach Miss Elsies Tod hat Will alles etwas schleifen lassen.” Er unterbrach sich. “Entschuldigung, ich wollte Ihren Vater nicht kritisieren.”

“Tun Sie sich keinen Zwang an.” Dani warf dem Pferd das Zaumzeug über den Hals, hielt sich mit beiden Händen in der Mähne fest und schwang sich auf den Rücken. Energisch lenkte sie das Tier und übte mit den Unterschenkeln Druck auf die Flanken aus, damit es loslief.

Sie ritt zum nächsten Hügel, und sofort hob ihre Stimmung sich wieder.

Die Landschaft war wirklich wunderschön. Ihr ganzes Leben hatte sie schon vom Hügelland in Texas gehört, und sie war in keiner Weise enttäuscht. Die sanften Hügel mussten noch schöner sein, wenn der Frühling erst richtig Einzug gehalten hatte. Zugegeben, die Gebäude befanden sich nicht in bestem Zustand, aber das Land war traumhaft. Dani ließ Sundance wenden.

Es war leichtgläubig gewesen, den Bildern der Broschüre zu trauen, aber hier ließ sich viel erreichen. Diese Ranch war einmal erfolgreich betrieben worden, und das konnte wieder so werden. Letztendlich hing es nur davon ab, wie sehr sie sich den Erfolg wünschten.

Dani wünschte sich das mehr als alles andere im Leben.

Mit einem kurzen Pfiff lockerte sie die Zügel, und sofort schoss das Pferd in wildem Galopp davon. Der Wind wehte Danis Haar aus dem Gesicht, und sie spürte, wie sämtliche Sorgen von ihr abfielen.

Es wird klappen, sagte sie sich. Ich werde dafür sorgen. Nichts kann mich davon abhalten. Nicht einmal dieser gut aussehende Cowboy dort neben der Scheune.

Verdammt, kann diese Frau gut reiten!, dachte Jack. Sogar ohne Sattel und ohne richtiges Zaumzeug hielt sie das Tier perfekt unter Kontrolle.

Dani sprang vom Pferd. Ihre Wangen waren gerötet, die Augen funkelten. Schon vorher hatte Jack gefunden, dass sie wunderschön war, aber jetzt erkannte er, dass dies die wirkliche Dani Keene war und nicht die misstrauische Frau, die er vorhin kennengelernt hatte.

Als sie näher zu ihm kam, kehrte allerdings auch wieder ihr skeptischer Gesichtsausdruck zurück. “Das Land ist wunderbar”, stellte sie fest und sah sich um. “In die Ranch selbst muss man zwar viel Arbeit hineinstecken, aber es wird sich lohnen.”

“Ich war mir nicht sicher, ob Sie das auch erkennen.” Er strich dem neugierigen Pferd über die Nüstern. “Ein wirklich sehr gutes Pferd haben Sie da.”

Ihr Lächeln zeigte, dass sie sich über das Kompliment freute. “Das ist Sundance wirklich. Ich habe ihn bekommen, als er noch ein Fohlen war, und habe ihm alles selbst beigebracht. Wir kommen bestens miteinander aus.”

“Der Korral ist frei. Sie können ihn dort laufen lassen.”

Dani runzelte die Stirn. “Gibt es denn auf dieser Ranch überhaupt keine Tiere?”

“Doch, ein paar. Dobe kann Ihnen Genaueres sagen.”

“Dobe?”

“Dobe Whittaker. Er kümmert sich hier um alles. Irgendwo hier muss er stecken.”

“Ich bin genau da, wo ich sein soll.” Aus dem Schatten der Scheune trat ein Mann hervor. Er wirkte sehr alt, und auch die Cowboy-Kleidung wirkte sehr abgetragen. Sein schmales Gesicht war von der Sonne gegerbt, und er hatte einen grauen Vollbart. Doch seine blauen Augen blickten prüfend und wachsam.

“Wie geht es Ihnen, Ma’am?” Er nahm den Hut ab. “Ich bin Dobe Whittaker. Im Moment gehören Ihnen ein Dutzend Pferde und eine kleine Herde von Longhorn-Rindern.”

“Dobe.” Sie begrüßte ihn lächelnd. “Ich bin Dani Keene. Meine Schwestern und meine Großmutter sind auf der anderen Seite des Hauses.”

“Hab schon gesehen, dass sie hineingegangen sind.” Ohne auf eine weitere Antwort zu warten, verschwand er wieder in der dunklen Scheune.

Verwundert sah Dani zu Jack. “Freundlich ist er nicht gerade.”

“Kommt drauf an, mit wem er es zu tun hat.”

“Aber er kennt mich doch noch gar nicht gut genug, um mich nicht zu mögen.”

“Er kannte Ihren Dad, das reicht ihm.”

Dani ging an ihm vorbei und führte das Pferd zum Korral. “Wenn er meinen Vater so wenig gemocht hat, wieso kümmert er sich dann hier um alles?”

“Weil er sich Miss Elsie verpflichtet fühlt.” Jack wollte Will Keene nicht zu offen kritisieren.

“Verstehe.” Es klang so bedrückt, dass Jack den Eindruck bekam, sie habe ihn wirklich verstanden.

Sobald sie Sundance in den Korral gelassen hatte, lief das Pferd zu einer Stelle mit Gras und rollte sich auf dem Rücken. Jack bemerkte, dass Danis Blick sofort sanfter wurde, sobald sie ihr Pferd ansah. Wenn ihr das bei mir doch auch so ginge, dachte er nur.

Dani straffte die Schultern und wandte sich ihm zu. “Wären Sie so nett, Dobe zum Haus zu begleiten, damit ich ihm die anderen vorstellen kann?”

“Ich werde es versuchen.” Im Grunde war Jack nicht sicher, ob Dobe überhaupt ein Interesse daran hatte, noch weitere Keenes kennenzulernen.

“Vielen Dank.” Mit großen festen Schritten ging Dani zum Haus.

Bewundernd blickte Jack ihr nach. Falls jemand diesen abgewirtschafteten Betrieb wieder auf Vordermann bringen konnte, dann war es Dani Keene. Obwohl Jacks Vater und Großvater immer noch fest entschlossen waren, die Ranch aufzukaufen, würde Jack Dani unterstützen, so gut er konnte.

Oder besser gesagt, so weit sie es zuließ.

Er wandte sich zur Scheune. “Dobe!”, rief er. “Komm raus, du alter Einsiedler.”

Sofort kam Dobe mit verlegenem Lächeln zu ihm. “Tag, Jack. Wie kommt es, dass du hier mit diesen Frauen auftauchst?”

“Ich benehme mich nur so, wie höfliche Nachbarn es tun. Das solltest du auch mal versuchen.” Sie schüttelten sich die Hand, und Jack klopfte dem kleineren Mann auf die Schulter.

Verächtlich stieß Dobe die Luft aus. “Wohl kaum. Ich habe Miss Elsie gegenüber meine Pflicht erfüllt, weil es sonst niemand tun wollte. Jetzt reicht’s. Ich will mit keinem Keene mehr etwas zu tun haben.”

“Du kennst sie ja gar nicht, Dobe.” Wenn Jack ihn nicht überreden konnte, dass er blieb, würde Danis Chance, die Ranch zu einem profitablen Betrieb zu machen, noch weiter sinken. Dobe hatte einen guten Ruf unter den Cowboys, und wenn er sich weigerte, hier zu bleiben, würde niemand auf der Bar-K-Ranch arbeiten wollen. “Die drei Schwestern und ihre Grandma sind wirklich nett. Findest du nicht, du solltest sie erst mal kennenlernen?”

“Nein.” Entschieden schüttelte der alte Cowboy den Kopf. “Ich gehe jetzt. Meine Sachen sind schon gepackt.”

“Und wohin willst du?”

Dobe blinzelte in die Sonne. “Ich finde schon einen Job”, wich er aus. “Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen.”

Anscheinend hatte er den falschen Weg gewählt. Jack nickte. “Ich mache mir auch nicht um dich Sorgen, sondern um die Keenes. Sie brauchen dich, Dobe, auch wenn es ihnen vielleicht nicht klar ist.”

“Ja, aber ich brauche sie nicht.”

“Wieso nicht? Sie werden dir einen guten Lohn zahlen.” Davon ging Jack jetzt erst einmal aus. “Und sie sind klug genug, um bald zu merken, dass du dieses Stück Land viel besser kennst als sie.” Auch das konnte Jack nur hoffen.

“Die bekommen hier keinen Fuß an die Erde”, bemerkte Dobe grimmig.

“Ohne dich bestimmt nicht.” Jack schmeichelte dem alten Griesgram ganz bewusst. “Wie wär’s, wenn du ihnen wenigstens eine Chance gibst?” Als Dobe nicht sofort einwilligte, ging Jack noch ein Stück weiter. “Sieh es als persönlichen Gefallen, um den ich dich bitte.”

Dobe dachte darüber nach. Dann schnaubte er und schüttelte den Kopf. “Wenn du es so siehst, dann bleibt...