Vier mächtige Griechen - Wenn die Leidenschaft den Stolz besiegt! (2 Miniserien)

Vier mächtige Griechen - Wenn die Leidenschaft den Stolz besiegt! (2 Miniserien)

von: Jennifer Faye, Tara Pammi

CORA Verlag, 2021

ISBN: 9783751513159 , 574 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 6,99 EUR

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Vier mächtige Griechen - Wenn die Leidenschaft den Stolz besiegt! (2 Miniserien)


 

1. KAPITEL

Leah Huntington spürte, wie ihre Knie nachgaben. Sie ließ sich auf den Plastikstuhl hinter ihrem kleinen Schreibtisch fallen. Der rote Stempel mit dem Schriftzug ‚ABGELEHNT‘ auf dem Antragsformular verschwamm vor ihren Augen. Schmerzhaft krampfte sich ihr Herz zusammen, als sie mit zitternden Fingern durch die Skizzen auf dem Zeichenbrett blätterte. Leahs Traum, ihre eigenen Kreationen Gestalt annehmen zu sehen, hatte sich gerade in Luft aufgelöst.

Schweiß rann ihr über den Rücken, während das Surren des Ventilators an ihren Nerven zerrte. Stöhnend rieb sie mit der Hand über ihren verspannten Nacken und schloss die Augen.

Mrs. DuPont, die Einkaufsleiterin einer Modekette, hatte Leah nur zwei Monate gegeben, um ihre erste Kollektion zusammenzustellen, und alles, was sie bis jetzt hatte, waren ein paar grobe Skizzen. Und da sie alles allein machen musste, zählte jede Minute.

Sie musste Stoffe und tausend andere Dinge kaufen. Aber ohne Geld? Sie besaß nichts. Und die Bank hatte ihren Kreditantrag abgelehnt.

Leah holte tief Luft und griff nach dem Telefon. Mit wild klopfendem Herzen wählte sie die Nummer des Bankangestellten, mit dem sie erst vor zwei Tagen gesprochen hatte. Sie ahnte längst, wer hinter den Problemen mit ihrem Kredit steckte. Ihr Magen schien sich umzudrehen, als sie hörte, wie der Bankangestellte am anderen Ende der Leitung verlegen hüstelte. Seine Antwort war kurz und knapp, so als hätte er ihren Anruf erwartet und seine Erklärung einstudiert.

Sie konnten den Treuhandfonds als Sicherheit zur Genehmigung ihres Kredits nicht anerkennen, weil – Leah entging der ehrfürchtige Unterton in der Stimme des Angestellten nicht, als er den Namen aussprach – der Treuhänder, der ihren Fonds verwaltete, die Verwendung des Treuhandfonds – ihres Treuhandfonds! – als Sicherheit abgelehnt hatte.

Stavros.

Wütend schleuderte Leah das Handy durch das Zimmer. Sie zitterte am ganzen Körper, sprang auf und stieß den Stuhl zur Seite.

Wie lange wollte er sie noch bestrafen? Und wie lange würde sie das noch zulassen?

In ihren Augen brannten Tränen. Sie bückte sich, um das Telefon aufzuheben, und tippte eine neue Nummer ein. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sie würde kaum ein Wort herausbekommen. Doch sie wollte eine Erklärung. Sie wollte …

Eigentlich hatte das alles keinen Sinn. Seine Sekretärin würde ihr höflich, aber bestimmt mitteilen, dass er gerade nicht verfügbar war. So wie sonst auch. Seit einem Jahr versuchte sie immer wieder, ihn zu erreichen. Ohne Erfolg. Sie lebten beide in Athen, doch es fühlte sich an, als lägen Kontinente zwischen ihnen.

Frustriert biss sie sich auf die Unterlippe, ihre Nägel gruben sich in die Innenfläche ihrer Hände. Wie von ganz weit her drang ein Schluchzen an ihr Ohr. Es war ihr eigenes. Eine ohnmächtige Wut machte sich in ihr breit.

Sie musste das hier alles beenden. Sich aus dieser Abhängigkeit von ihm befreien. Er kontrollierte jeden ihrer Schritte, während er selbst sein Leben unbehelligt in vollen Zügen genoss.

Fünf Jahre eines sterilen Lebens. Fünf Jahre als seine Gefangene. Vor lauter Schuldgefühlen und Angst hatte sie es akzeptiert. Sich nicht dagegen gewehrt.

Während sie sich die Tränen von den Wangen wischte, suchte sie nach dem Beitrag des Klatschmagazins, das sie an diesem Morgen auf ihrem Laptop bewusst weggeklickt hatte.

Stavros’ Geschäftspartner und zweiter Patensohn ihres Großvaters, Dimitri Karegas, gab eine Party auf seiner Yacht.

Stavros und Dimitri waren aus dem gleichen Holz geschnitzt – atemberaubend attraktiv und höchst erfolgreich. Sie hatten ihre Imperien mit Hilfe von Leahs Großvaters Giannis aus dem Nichts aufgebaut und sahen sich selbst als Halbgötter an. Ihr Wort war Gesetz für die Normalsterblichen um sie herum.

Stavros hatte eine heftige Abneigung gegen Partys, was Leah nie hatte verstehen können. Aber Dimitri würde da sein. Das reichte.

Sie musste nur dafür sorgen, dass der Playboy sie an Bord seines neuesten Spielzeugs bemerkte. Das könnte schwierig werden. Stets war er von einem Schwarm hübscher Frauen umringt.

Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie die Schlafzimmertür aufstieß und auf ihren Schrank zuging. Ihr war, als liefe sie freiwillig in ihr eigenes Verderben.

Aber Stavros hatte ihr keine Wahl gelassen. Es gab keinen anderen Weg, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.

Nervös griff sie an den baumwollenen Blusen und Röcken vorbei in den hinteren Teil des Schranks und zog ein goldfarbenes Seidenkleid heraus. Es war das einzige Designerkleid, das sie besaß. Ihre Finger zitterten, als sie es vor dem Spiegel an ihren Körper hielt und erschrocken feststellte, dass das Kleid mehr enthüllen als verdecken würde. Ihr Rücken würde ganz frei sein, also würde sie auf einen BH verzichten müssen.

Noch vor fünf Jahren hatte sie nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als sie in diesem Kleid ausgegangen war, gemeinsam mit Alex und Calista. Und damals hatte sie noch zehn Kilo mehr auf den Rippen gehabt.

Der Gedanke daran, wie sie ausgesehen haben musste, ließ sie unwillkürlich schmunzeln.

Eigentlich war es auch nicht wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, was sie heute Abend tragen sollte. Sie hatte andere Probleme. Sie musste aus diesem Leben raus, das ihr die Luft nahm. Schon lange fühlte sie sich, als würde sie von den Wänden ihres kleinen Apartments erdrückt, als rückten diese immer näher …

Ihre Handflächen waren feucht vor Nervosität, als sie das Kleid überzog. Nur knapp bedeckte es ihren Po.

Es war das provokanteste Kleid, das sie besaß, und doch beeindruckte es durch seine schillernde Eleganz, die nur aus der Hand eines Designers stammen konnte. Sie hatte es in der Nacht getragen, als Stavros ihr Schicksal bestimmt hatte. Wenigstens hatte sie so ein wenig Aufmerksamkeit bekommen an der Seite des Mannes, der dann zu ihrem Gefängniswärter geworden war.

Jeder Muskel in ihr war zum Zerreißen gespannt. Ihr Mund war trocken, und nackte Angst machte sich in ihr breit, als sie ins Badezimmer ging, um sich ein wenig Wasser ins Gesicht zu spritzen.

Er würde explodieren. Er würde sie noch mehr verachten, wenn das überhaupt möglich war. Doch sie konnte das hier nicht länger ertragen. Diese Isolation hier war nicht mehr auszuhalten.

So konnte es nicht weitergehen. Sie musste es tun, auch wenn sie einen hohen Preis dafür zahlen würde.

Als das Taxi hielt, grub Leah krampfhaft die Finger in das weiche Leder des Rücksitzes, fast so, als umklammerte sie eine Rettungsleine. Der Fahrer warf ihr neugierige Blicke durch den Rückspiegel zu. Doch noch konnte sie sich nicht aufraffen auszusteigen.

Mit einem tiefen Atemzug wandte sie den Kopf und blickte durch die schmutzigen Scheiben des Wagens hinaus auf den geschäftigen Hafen. Die unzähligen weißen Yachten leuchteten golden im Licht der untergehenden Sonne. Eine Yacht stach aus der Masse heraus. Sie war um einiges größer und wirkte schon aus der Ferne noch viel exklusiver als die übrigen Schiffe.

Seufzend kramte Leah in ihrer Handtasche nach ihrer Geldbörse und reichte dem Fahrer einige Scheine. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Mit hoch erhobenem Kopf schritt sie auf die von zwei breitschultrigen Sicherheitsmännern bewachte Planke zu, die von der Yacht auf den Anleger führte. Der Gesichtsausdruck der Männer blieb regungslos. Bis auf das kurze Aufblitzen in ihren Augen.

Sie hatten sie erkannt. Leah nickte unmerklich. Die Geste kostete sie Überwindung.

Ja, sie hatte die letzten fünf Jahre damit verbracht, in einem mäßig erfolgreichen Modehaus zu arbeiten, fern vom Rampenlicht. Weggesperrt in ihre eigene kleine Welt, wo niemand sie finden konnte. Wo sie tun und lassen konnte, was sie wollte, solange sie sich nur an die Regeln hielt.

Sie schlief, sie stand auf, ging zur Arbeit und dann wieder in ihr Apartment, aß zu Abend und fiel wieder ins Bett. Alles unter strengster Beobachtung durch Stavros’ persönlichen Wachhund Mrs. Kovlakis, ihre Haushälterin. Dieser Frau entging nichts. Sie stellte sicher, dass Leah für keine weiteren aufsehenerregenden Skandale sorgte. Das bedeutete jedoch nicht, dass die Öffentlichkeit vergessen hatte, was sie getan hatte. Oder womit Stavros sie bestraft hatte.

Gerade diese Leute hier, von denen sie wusste, dass sie geradezu an Stavros’ Lippen hingen, sobald er sprach. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, doch es waren nur wenige Sekunden, bis einer der Sicherheitsmänner ihr die Hand reichte, um ihr über die Planke auf das Deck zu helfen. Mittlerweile war Leah, als ob ihr Magen Purzelbäume schlug, so nervös war sie.

Während sie auf ihren hohen Absätzen die ersten unsicheren Schritte machte, vergaß sie für einige Momente sogar, warum sie überhaupt hier war. Die Party war in vollem Gange. Kellner in eleganten Uniformen eilten mit Tabletts umher und boten den Gästen Champagner an. Auf dem oberen Deck bewegten sich sichtlich angeheiterte Tänzer mit ekstatischen Bewegungen im Takt der Musik.

Es schien, als stimmte es, was sie über Dimitris berühmt-berüchtigte Partys gehört und gelesen hatte. Was sie hier sah, war all das, was Stavros verabscheute. Er würde nicht hier sein. So viel war klar. Aber sie musste dafür sorgen, dass man sie wahrnahm. Also würde sie Dimitris Aufmerksamkeit erregen müssen, auch wenn er mit seiner neuesten Eroberung noch so beschäftigt war.

Mit dem ersten Lächeln dieses Tages im Gesicht schritt sie auf...