Der Gott des Planeten

Wer ist der Herr? Darauf könnte ich ganz einfach antworten: “Der Herr? … Aber das seid doch ihr!” Doch sei dir, seid euch gewiss: Ich werde mich nur schrittweise auf eine so große Vereinfachung einlassen. Ein Knäuel lässt sich nur Stück für Stück entwirren; ansonsten entsteht daraus ein Bündel aus Knoten.

Der Herr, sagte ich? Ist das nicht zuallererst einmal natürlicherweise die Gesamtheit der Manifestationen des Lebens dieses Planeten, der euch trägt, und des globalen Bewusstseins, das sie vereint?

Hör mir zu … In deinem Jahrhundert amüsiert man sich über sogenannte primitive Völker, die die irdischen Kräfte als Götter und Göttinnen verehren. Seit Anbeginn der Zeit gibt es Menschen, die den heiligen Brauch pflegen, mit Bäumen zu sprechen und ihnen Botschaften anzuvertrauen, die der tiefen Stimme eines Bergkristalls lauschen, in ihren Händen Feuer machen oder einen Fluss ersuchen, seinen Verlauf zu ändern. Es gibt auch solche, die die Familie der Wolken kennen und um die Töne wissen, durch die sie sich auflösen, Regen entladen oder sich mit dem Wind vermischen. Ist es Aberglaube und Illusion? Es ist nur die Kenntnis einer Sprache, ihrer Wörter und ihrer verborgenen, intimen Grammatik.

Diesen Menschen manifestiert sich der Herr in vielerlei Gestalt, jede eine göttliche Präsenz mit einem Namen und einer Funktion. Sie sehen richtig … Ihre Augen sind wie Prismen, die das Licht zerlegen. Im Herzen des reinen Weiß fühlen, lieben und ehren sie das ganze Farbspektrum des Lebendigen. Sie nehmen sogar Nuancen wahr, die anderen Menschen fremd sind. Nuancen, die ihre eigene Intelligenz haben, ihr eigenes Leben … denn alles, was ist, IST.

Der Blick des Animisten

Ihr nennt sie Animisten und seht nur allzu oft von oben auf sie herab. Welcher vernünftige Mensch, sagt ihr, spricht denn Tieren, Phänomenen und bestimmten Schöpfungen der Natur eine Seele zu? Und dennoch! Euer Unglück, ihr Männer und Frauen des Endes einer Zeit, ist es, dass ihr auf geschickte Art und Weise alles entweiht habt. Ist es die Angst vor der wahren Bedeutung des Lebens, die euch das gebietet?

Es liegt auf der Hand … denn der Blick, mit dem der Animist die Welt sieht, gebietet Achtung. Was kann man zugleich ausbeuten und achten? Nichts!

Nichts, dem man Leben zuspricht, das diesen Namen verdient, also ein Bewusstsein, lässt man einfach ausbluten, auch wenn es sich erst im Knospenstadium befindet. Man tut das einfach nicht … es sei denn, man hat sich seiner eigenen Seele beraubt. Aber mit vielen von euch ist genau das geschehen! Wie kann man noch tiefer fallen als dadurch, dass man der Welt, ja sogar dem Universum, DAS fortnimmt, was seine Essenz ausmacht?

Wie du sehr wohl weißt, gäbe es nicht die geringste Manifestation des Lebens, wenn keine Seele darin wohnen würde. Ich sagte nicht: “menschliche Seele”, sondern einfach: “Seele”. Das Prinzip dieser Dimension ist nicht euer exklusives Privileg, bei Weitem nicht!

Ihr habt eine Form von Intelligenz entwickelt … aber gewiss nicht Die Intelligenz. Dasselbe gilt für die Seele. Ihr bringt nur eine der Facetten des absoluten Prinzips der Seele zum Ausdruck. Einen ihrer Aspekte, der in Wahrheit noch in seinen Anfängen ist. Ach, das Privileg der Exklusivität! Lernt, dass es, statt zu bereichern, immer nur den Weg in die Armut weist.

Ja, die Göttlichkeit macht euch Angst, weil Sie in jeder Sekunde zu euch spricht, ohne dass ihr euch bemüßigt fühlt, Ihr zuzuhören. Unaufhörlich flüstert Sie euch Ihre Präsenz zu, durch vielzählige Gottheiten, derer sie sich bedient, um das Leben zu gestalten.

Was würdet ihr von einem Maler halten, der seine Palette auf eine einzige Farbe beschränkt? Weißt du, die Dimension der Symphonie ist die Dimension des Universums. Zwar ist der Komponist alleiniger Schöpfer seines Werks, aber er braucht zahlreiche Instrumente und Interpreten, um ihm Leben und Sinn zu verleihen. Vielleicht wird er das Talent des ersten Geigers in Anspruch nehmen, aber ihre ganze Fülle entfaltet die Symphonie erst durch das Zusammenspiel der Musiker …

Das Gesetz der Analogie ist das Gesetz des Kosmos. Wenn man diese Wahrheit und ihre Bedeutung verstanden hat, dann ist man bereit, einen großen Schritt hin zum umfassenden Verständnis des Lebens und zur gebührenden Achtung vor diesem Leben zu tun …

Ehre also einen Baumstamm, wenn du willst, oder sogar einen Stein … denn in jedem “Ding” wohnt auf seine Weise und im ihm eigenen Maße einer der Aspekte Dessen, das IST und das Universum durchdringt.

Wenn du den zirkulierenden Fluss des Pflanzensaftes hören könntest, dann würdest du darin Schläge wie einen Herzschlag vernehmen. Wenn dein Ohr feinfühlig genug wäre, um in einen Stein hineinzulauschen und in ihm die Zeit zu verdichten, würde es darin eine Atmung wahrnehmen.

Alles lebt vom ihm eigenen Leben … und alles ist daher Gedächtnis, denn gib dies weiter: So, wie es kein Leben ohne eine Form von Seele geben kann, kann es auch kein Leben ohne ein Gedächtnis geben.

Ich spreche hier nicht einfach von einem der Zeit unterworfenen Gedächtnis, wie ihr es kennt, sondern von einem Gedächtnis des Ursprungs, also der Zugehörigkeit zum Göttlichen.

Alles pulsiert in der heiligen Sehnsucht nach seinem Schöpfungsursprung und seiner letztendlichen Bestimmung. Das anzuerkennen, verstehst du, bedeutet bereits, das Eine in Allem zu achten. Es bedeutet auch, innerhalb des Vielfachen die ersten Buchstaben des Alphabets zu erlernen, mit dem wir bestimmt sind Silben zu bilden, Wörter, Sätze und schließlich ein ganzes Werk, um zu Sein und uns an uns selbst zu erinnern … als Schöpfer.

Der Schöpfer ist ein Komponist, der auf einer Panflöte spielt. Auf die Gefahr hin, gotteslästerlich zu klingen, sage ich, dass Er verliebt den Paganismus1 trällert, den Chorgesang all dessen, was ist! Aber Gotteslästerung gibt es nur im Herzen desjenigen, der meint, die Lebenswelle könne beschmutzt und klein gemacht werden.

Gotteslästerung liegt im Unwissen verhärteter Bewusstseine und krampfhaft geschlossener Hände.

Was ihr Gott nennt, lässt sich weder komprimieren noch ersticken mit irgendeiner Definition, die irgendein Glaube erfindet.

Für die Diener der Engel des Herrn, eure Freunde in der Ewigkeit, ist in diesem Sinne jede Religion eine Notlösung und letztendlich die Übersetzung eines grundlegenden Irrtums des menschlichen Bewusstseins.

Ein Käfig bleibt immer ein Käfig. Auch wenn seine Stäbe aus schönstem Gold sind, können sie niemals durch ihr bloßes beschwichtigendes Vorhandensein die unendliche Vielzahl der Horizonte dahinter verbergen.

Die Panflöte

Täuscht euch also nicht: Der Gott Pan aus alter Zeit, der dazu einlädt, die tausend Lebensformen der Schöpfung zu tanzen, ist einer der größten Interpreten der absoluten Einheit. Auch heute noch ist es gut, es ihm gleichzutun, den heiligen Reigen der Schönheiten des Universums zu würdigen und sich in ihn einzureihen. Nicht bloß in der Fantasie, sondern in Wirklichkeit.

Aber wie? Zunächst einmal, indem man alles um sich herum zu jeder Zeit achtet. Dann, indem man diese Geisteshaltung auch bei jedem Blickkontakt einnimmt. Und schließlich, indem man innerlich all die Umstände segnet, die früher oder später dazu führen werden, dass Grenzen gesprengt werden.

Weißt du, es gibt eine bestimmte Art und Weise, an die Einheit zu glauben, die nur zu Trennung führt. Sie besteht darin, sich ein System aus Gewissheiten zu schaffen, in dem sich alles gegenseitig hemmt. Es ist etwas “wunderbar Beruhigendes”, vor allem aber “hoffnungslos Ausdörrendes”. Noch schlimmer: Es lässt das wahre Leben verkümmern! Deshalb wird jede Religion untergehen, die sich immerzu hinter ihren Dogmen verschanzt.

Ein Dogma, das muss man verstehen, lässt keine Atmung zu; in seinem geschlossenen Raum bläst es immer wieder dieselbe Abluft in denselben Kreislauf. Die Seelen kommen darin mit unzähligen Viren in Kontakt und konditionieren sich gegenseitig. Zum Beispiel mit dem Virus des guten Gewissens, des Überlegenheitsgefühls oder des “guten Rechts” und somit allen Rechts … Die Liste ließe sich fast unendlich fortsetzen und führt uns in ihrer Vielfalt zurück zu einem einzigen großen Virus, dem Schlaf des Bewusstseins.

Müsste dieser Mechanismus oder vielmehr diese Krankheit nicht ganz einfach zu analysieren und zu diagnostizieren sein? In Anbetracht des Zustands eures Planeten wohl eher nicht. Deshalb kommen wir auch als Erwecker zu euch.

Um wieder auf den Gott Pan zurückzukommen … Glaubst du, er ist ein Symbol? Ganz und gar nicht. Er repräsentiert eine starke Macht, die eigenständig, intelligent und sich wunderbar ihrer selbst bewusst ist.

Pan ist die Summe aller Lebensformen, also aller Seelen, die das Geflecht der Natur weben. Er ist ihr kollektives Bewusstseinsfeld, das große, vollkommene Wesen, das aus ihrer Harmonie erwächst …

In diesem Sinne werden alle an...