Wenn der Rotz läuft und der Pups drückt - Die wichtigsten Antworten vom Kids.Doc rund um die Kindergesundheit

Wenn der Rotz läuft und der Pups drückt - Die wichtigsten Antworten vom Kids.Doc rund um die Kindergesundheit

von: Dr. med. Vitor Gatinho

Gräfe und Unzer Autorenverlag, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2022

ISBN: 9783833884108 , 256 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Mac OSX,Windows PC für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 16,99 EUR

eBook anfordern eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Wenn der Rotz läuft und der Pups drückt - Die wichtigsten Antworten vom Kids.Doc rund um die Kindergesundheit


 

KINDERKACKE UND BAUCH-AUA – DIE VERDAUUNG


  • Das Kleine rülpst und pupst. Aber wie funktioniert überhaupt die Entwicklung der Verdauung? Das, was im Darm passiert, ist nicht nur spannend, es wirkt sich auf die gesamte Gesundheit aus! Wir müssen gucken, was hinten rauskommt, und über Kacka und Bauch-Aua sprechen. Was tun, wenn es Beschwerden gibt? Und wenn es um den Windelinhalt geht, stellt sich auch die Frage: Wann und wie sollte das Trockenwerden geübt werden?

VERDAUUNG – EIN TABUTHEMA


Das gilt auf jeden Fall für Große. In meiner Praxis allerdings wird ziemlich viel über Ausscheidungen gesprochen und in diesem Kapitel soll es um alles rund um die Vorgänge in Magen und Darm gehen. Wie funktioniert die kindliche Verdauung überhaupt? Manchmal verursacht sie bei den Kleinen Bauchschmerzen. Was sind die Gründe dafür? Wie können Eltern helfen? Zu all dem habe ich Antworten gesammelt. Zu guter Letzt dann noch ein Thema, das Eltern sehr beschäftigt und auch mit den Ausscheidungen zu tun hat: Wie wird das Kind die Windel los?

KACKAFURZ – KLARE WORTE


Kacka, Pipi, Pups, Stuhlgang, Urin, Flatulenz … ganz ehrlich: Es ist mir egal, wie ihr es nennt. Ich mag es einfach und so, dass es jeder versteht. Was bringt es mir, wenn das Kind mich anguckt und sagt: »Mein Stuhl ist hart, rot und hat viele Tiersticker drauf.« Medizinisch wäre das ein Fall für den Chirurgen, wenn so viele Tiersticker verschluckt wurden. Aber für viele ist Stuhl schlichtweg der Stuhl, auf dem ich sitze, und nicht das, was aus meinem Popoloch kommt. Deswegen kann Marie weiterhin auf ihrem harten, roten Stuhl voll mit Tierstickern sitzen, ohne dass ich einen halben Herzinfarkt bekomme, und ich sage einfach beim nächsten Mal doch besser Kacka.

Jede Familie sollte sich tatsächlich entscheiden, welche Worte sie wählt. Großes und kleines Geschäft? Kot und Urin? Wobei ich es sehr lustig finde, wenn jemand zu seinem Neugeborenen sagt: »Oh, da ist Kot in der Windel!« Wählt die Worte, die ihr passend findet. Allerdings habe ich eine Bitte: Sprache macht viel mit uns und Worte prägen. Darum keine abfälligen Begriffe wie Stinker oder Riesenhaufen wählen. Ekelige oder respektlose Begriffe können Kinder traumatisieren. Das kann später dann ein Problem werden.

WAS GEHT AB IM DARM?


Das, was im Darm passiert, ist nicht nur sehr spannend – es wirkt sich auf unsere gesamte Gesundheit aus. Darum müssen wir da nun ausführlicher werden. Im Darm leben viele Mikroorganismen und unterstützen unseren Körper beim Zersetzen der Nahrung – vielleicht kennt ihr dafür noch den Begriff Darmflora? Heutzutage sagt man dazu Mikrobiom. Ich vergleiche das Mikrobiom immer mit den Sternen am Himmel. Einiges ist erforscht, aber es ist so groß und so komplex, dass man bisher nur ansatzweise weiß, wie groß es wirklich ist und was alles in ihm steckt. Wir fangen jetzt erst langsam an zu verstehen, dass das Mikrobiom wie ein eigenständiges Immunsystem im Körper arbeitet, wenn nicht sogar die wichtigste Schlüsselfunktion in unserem Abwehrsystem hat. Der Darm bildet die Schranke, bei der sich Immunsystem und Außenwelt gegenüberstehen und miteinander kommunizieren. Es gibt heute Belege dafür, dass bei bestimmten chronischen Erkrankungen die Barriere des Darms gestört ist und deswegen das Immunsystem mit viel mehr Fremdproteinen in Kontakt treten muss. Es ist auch bewiesen, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms das Auftreten von bestimmten Erkrankungen beeinflusst.

KINDSPECH UND BABYKACKE


Die Darmflora wird ab der ersten Sekunde nach der Geburt durch verschiedene Faktoren bestimmt – ach, was sag ich – längst davor bereits! Schon am Ende des dritten Schwangerschaftsmonats ist der Verdauungstrakt als eines der ersten Organsysteme des Babys ausgebildet. Die Speiseröhre, der Magen, Dünn- und Dickdarm sind einsatzfähig. Die Verdauungsenzyme sind schon angelegt, aber erst nach der Geburt nehmen sie ihre Arbeit auf. Klar, denn in Mamas Bauch gibt es nur ein wenig Fruchtwasser zum Verdauen. Erst nach der Geburt beginnt die volle Darmtätigkeit. Der winzige Magen des Säuglings nimmt seine Arbeit zunächst mit Milch auf. Mit Beginn der Beikost fängt dann die Verdauung tatsächlich im Mund an: Mit ordentlich Spucke und gutem Kauen wird das Essen transportfähig, gelangt in die Speiseröhre und von da aus in den Magen. Die Verdauungsenzyme aus dem Mund, Magen und Dünndarm sorgen dafür, dass die Nahrung in winzige Stückchen zerteilt wird, die dann im Dünndarm direkt über Millionen von Zotten aufgenommen werden können. Das sind kleine Ausstülpungen, die die Nährstoffe in die Blutbahn aufnehmen. Weiter im Dickdarm wird den Speiseresten dann das Wasser entzogen und am Ende kommt im besten Fall die Wurst. Auf die gehen wir später noch mal ein.

An einem Punkt merkt jeder, dass das Kind mit Beikost angefangen hat – ab jetzt kann der Inhalt der Windel geruchstechnisch mit den Ausscheidungen von Erwachsenen definitiv mithalten.

Die Farbe – Kacka ist nicht immer braun –, die Konsistenz und auch der Geruch können Eltern ziemlich beunruhigen. Aber alle diese Details können deinem Kinderarzt wichtige Hinweise geben. Genau diese Fragen: Wie oft macht ein Kind in die Windel? Wie weich oder wie hart ist der Stuhl? Und was ist mit dem Bäuerchen und dem Pupsen? Gase, die im Körper sind, müssen raus. Das ist nicht unanständig, sondern ganz normal und meistens nicht schmerzhaft.

Fragerunde

Mein Neugeborenes hat erst am Tag nach der Geburt ­Mekonium abgesetzt? Schlimm?

Nein! Mekonium sollte in den ersten 48 Stunden ausgeschieden werden. Danach kann es noch mal zwei bis drei Tage dauern, bis der Darm komplett frei davon ist.

Aber was ist Mekonium? Mekonium oder auch Kindspech ist der erste Stuhlgang, den das Kind nach der Geburt absetzt. Pech ist hier aber nicht das Gegenteil von Glück, sondern wird so genannt, weil dieser Stuhlgang an Pech erinnert. Dieser Rückstand aus der Teerproduktion, der früher zum Beispiel für den Straßenbelag benutzt wurde, ist extrem zäh und klebrig. So auch das Mekonium, das unter anderem aus alten Darmzellen, verschluckten Haaren, Gallenfarbstoffen und Käseschmiere besteht.

Wenn Mekonium nach 48 Stunden noch nicht abgesetzt wurde, muss genauer hingeschaut werden. Es gibt verschiedene Ursachen (Darmverschluss durch einen Mekoniumpfropf, Darmfehlbildungen, Stoffwechselerkrankungen), die erkannt werden müssen. Manchmal reicht ein spezieller Einlauf, um den Propf zu lösen. Nur in seltenen Fällen muss es der Chirurg operativ entfernen.

Wie oft sollte die Windel bei einem Neugeborenen voll sein?

Bei Neugeborenen sollte nach Abgang des Kindspechs die Urin- und Stuhlgangmenge stetig zunehmen, weil es stetig mehr trinkt. Bei vollgestillten Kindern etwa drei Kackawindeln am Tag (etwa so groß wie eine Zwei-Euro-Münze). Häufiger ist kein Problem … außer für den Windelvorrat, der schneller aufgebraucht ist. Sollten es weniger Stuhlwindeln sein, muss man gerade in der Neugeborenenzeit schauen, ob das Kind genug Muttermilch oder Formulanahrung trinkt. Also fragt euch: Trinkt das Neugeborene genug? Gedeiht es? Falls nicht: Unbedingt beim Kinderarzt vorstellen oder eine Stillberaterin zu Rate ziehen.

Mein Baby ist zwei Tage alt und in der ­Windel habe ich eine rote, kupferfarbene Verfärbung ­gesehen!

Gerade in den ersten Tagen nach der Geburt kann es zu einem Urin-Phänomen kommen: Ziegelmehl-Urin. Es heißt Ziegelmehl, weil die rote Verfärbung dem Sand ähnelt, der entsteht, wenn man zwei rote Ziegelsteine aneinanderreibt. Die kleinen roten Körner im Urin tun nicht weh und sind Kristalle aus rot gefärbter Harnsäure. Sollte es später auftauchen, muss immer geschaut werden, ob der Säugling genug getrunken hat. Im Studium habe ich immer »Ziegenmehl« verstanden und mich gewundert, was denn eine Ziege mit dem Urin eines Säuglings zu tun haben könnte. Zum Glück habe ich dann irgendwann die Erklärung mit den Ziegeln gelesen. Ein anderer Grund für »rote Verfärbungen« in der Windel kann bei weiblichen Säuglingen Blut aus der Vagina sein. Während der ­Fötus im Mutterleib herumschwimmt, bekommt er natürlich übers Blut auch die Hormone der Mutter. Diese Hormone führen zur Stimulation und zum Aufbau der Gebärmutterschleimhaut bei Mädchen. Auf der Welt angekommen, fehlen dem Kind aber die vielen Hormone der Mutter und dies führt zu einer »Abbruchblutung«. Diese vaginale Blutung kann ­einige Tage gehen und ist vollkommen normal.

ACHTUNG

Sollte der Verdacht bestehen, dass das Blut aus dem Darm oder von einer Verletzung kommt, muss dies weiter abgeklärt werden.

Mein Baby ist drei Monate alt und hat immer alle neun Tage Stuhlgang? Ist das nicht zu wenig?

Es kommt drauf an, wie es ernährt wird. Vollgestillte Säuglinge mit drei Monaten können bis zu 14 (!) Tage keinen Stuhlgang haben. Verrückt, oder? 14 Tage! Wir Erwachsenen hätten damit ein echtes Problem! Wenn Babys sich dann erleichtern – hoffe ich, dass die Windel hält. Formulaernährte Säuglinge können sechs bis acht Tage lang keinen Stuhlgang haben. Es kommt aber vor allem drauf an, wie es dem Kind geht. Wenn es gut trinkt, gesund ist und gedeiht, spricht nichts dagegen abzuwarten. Wenn es etwas Ungewöhnliches ist, dass dein Kind so selten Stuhlgang hat, oder du das Gefühl hast, es schmerzt dein Baby, dann sollte die Kinderärztin einmal schauen.

Aber das muss doch weh tun, so lange keinen Stuhlgang zu haben?

Wichtig ist bei Säuglingen in dem Alter: Was kommt...